16.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Finanzierung der paragon arena wackelt

2,5 Millionen Euro wurden verbaut - Stadt wartet auf OVG-Urteil und zahlt Zuschuss nicht

Von Matthias Reichstein (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Die Finanzierung der paragon arena wackelt. Nach Informationen dieser Zeitung treffen sich deshalb heute Vertreter der Paderborner Stadion-Gesellschaft (PSG), der Verwaltung und der vier im Rat vertretenden Fraktionen beim Generalunternehmer Bremer AG, um das weitere Vorgehen zu diskutieren.

Von einer »Finanzkrise« wollte der Hauptgeschäftsführer des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07, Martin Hornberger, gestern zwar nicht sprechen, deutete aber finanzielle Engpässe an: »Wir haben bislang etwa 2,5 Millionen Euro verbaut, täglich kommen bis zu 200 000 Euro hinzu. Deshalb wird es höchste Zeit, dass die Stadt Paderborn einem Teil ihrer Zusagen nachkommt.« Wie groß die Lücke zurzeit ist, wollte Hornberger nicht sagen, betonte aber: »Selbst wenn es nur 10 000 Euro wären, würden wir das Gespräch führen.«
Der Rat hatte am 16. Juni beschlossen, das 12 Millionen Euro-Projekt mit einem einmaligen Finanzierungsbeitrag an die PSG in Höhe von 3,4 Millionen Euro zu unterstützen. Davon wurde bislang aber, unter Hinweis auf die nach wie vor unsichere Rechtslage, kein Cent ausgezahlt. Bekanntlich ziehen drei Nachbarn gegen das einmal 15 300 Zuschauer fassende und komplett überdachte Fußballstadion zu Felde. Sie fürchten eine unerträgliche Lärmbelästigung und fordern einen sofortigen Baustopp. In der ersten Beschwerde reduzierte das Verwaltungsgericht Minden das Fassungsvermögen auf zunächst 6000 Besucher und forderte ein neues Verkehrsgutachten, der Kompromiss reichte den Klägern aber nicht. Zurzeit beschäftigt sich das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster mit dem Fall. »Der Senat ist bemüht, bis Ende November eine Entscheidung zu fällen«, teilte Richter Dr. Martin Schnell mit, einen Termin nannte er nicht. Doch genau hier liegt das Problem. Die Stadt will erst zahlen, wenn das OVG entschieden hat. Erst danach zahlen Volksbanken im Kreis die bereits im August zugesagten Kredite aus.
Bislang wurde das Projekt über das Stammkapital der PSG, den Verkauf der Namensrechte an die Delbrücker paragon AG und den bereits abgeschlossenen Bierlieferungsvertrag mit der Warsteiner Brauerei finanziert. »Jetzt müssen andere Lösungen gefunden werden«, sagt Hornberger, der die Stadt in die Pflicht nimmt: »Wir sind ein riesiger Imageträger für Paderborn geworden. Außerdem könnte man nach unserer Lesart des Vertrages einige Passagen völlig anders interpretieren. Die Stadt muss nicht warten, bis die Gerichte entschieden haben.«
Ein Thema der Sitzung wird noch heikler, denn alle Beteiligten müssen auch den »Fall der Fälle« besprechen: Wenn das OVG einen sofortigen Baustopp verfügt.

Artikel vom 16.11.2005