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Halbes Kilo Dynamit reicht für den Turm

Donnerstag um 10 Uhr wird der Schornstein der ehemaligen Gerberei »Imsande« gesprengt

Von André Best
Halle (WB). Am Donnerstag um 10 Uhr wird mit dem Schornstein der ehemaligen Gerberei »Imsande« am Künsebecker Weg kurzer Prozess gemacht. »Ein kleiner Fisch - der Schornstein wird in Sekundenschnelle fallen wie ein Baum«, sagt Sprengmeister Werner Essing dem WESTFALEN-BLATT.

Der Experte wird nur ein halbes Kilo Dynamit für den 37 Meter hohen Turm benötigen. »Das ist nicht sonderlich viel«, betont der Fachmann der gleichnamigen Firma in Georgsmarienhütte, »bei Autobahnbrücken brauche ich etwa 1000 mal so viel, denn dabei haben wir es mit ganz anderen Massen zu tun.«
Der Schornstein »Imsande« wird mit der so genannten Fallrichtung-Sprengung »erlegt«. Das bedeutet: Der Sprengmeister wird unten am Turm eine kleine Kerbe hineinsprengen, so dass er in eine Richtung fällt. Geplant ist, dass das alte Bauwerk nach Südwesten, also in entgegengesetzter Richtung zum Künsebecker Weg, umstürzen wird. »Die Sprengung selbst dauert nur ein paar Sekunden. Es wird auch keinen lauten Knall geben, der in der ganzen Stadt zu hören sein wird«, sagt Essing.
Sechs bis acht Löcher wird der Sprengmeister am Fuße in den Schornstein hineinbohren. Darin verteilt Werner Essing das Dynamit. Für den Experten, der schon mehr als 300 Schornsteine, Autobahnbrücken und andere Bauwerke »platt gemacht« hat, eine Routinearbeit. Drei Sprengsignale wird es geben, dann den berühmten Countdown. Das Dynamit wird elektrisch gezündet. »Wir haben hier ideale Bedingungen. Der Turm hat genügend freie Fläche. Wir werden die Sprengung bereits am Mittwoch gut vorbereiten und alles genauestens berechnen.«
Die Polizei wird den Künsebecker Weg zwischen Maschweg und Schloerstraße sperren, das Gelände rund um die ehemalige Gerberei wird ebenso weiträumig abgesperrt. Zuschauer, die das Spektakel beobachten wollen, können die Sprengung am besten von der Wiesenstraße aus sehen. Was ist, wenn es - wie angekündigt - schneit? »Wir sprengen bei jedem Wetter«, sagt Essing.
Die Abrissarbeiten laufen weiter in Blitz-Geschwindigkeit. Gestern war das Hauptgebäude »an der Reihe«. Von der Gebäudefront ist bereits nicht mehr viel zu sehen. »Hier wird alles blitzschnell platt gemacht«, sagte ein Bauarbeiter.
Der Schutt der Gebäudefront wird übrigens nicht sofort abgefahren. Daraus entsteht ein kleiner Schutzwall am Künsebecker Weg - falls doch ein Klinkerstein des Schornsteins eine andere Richtung einschlägt.

Artikel vom 15.11.2005