16.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mehr Transparenz fürs Gesundheitswesen

Arbeitskreis der CDU-Mittelstandsvereinigung betrachtete ausländische Gesundheitssysteme

Halle (SKü). Der deutsche Patient Gesundheitswesen liegt krank danieder Über die Frage, ob für eine Genesung ausländische Vorbilder taugen, wurde sehr lebhaft im neuen gesundheitspolitischen Arbeitskreis (GPA) der CDU-Mittelstandsvereinigung diskutiert.

Der GPA, ein Netzwerk mit Praktikern aus dem Gesundheitswesen, traf mit dem Vortrag von Apotheker Jochen Pfeifer (Velbert) über einen Vergleich ausländischer Gesundheitssysteme offenbar ins Schwarze. Denn der Versammlungsraum im Hotel Hollmann war am Montag prall gefüllt.
GPA-Mitglied Jochen Pfeifer ist mit seiner internationalen Orientierung ein ungewöhnlicher deutscher Apotheker, ist auch in Großbritannien als Pharmazeut zugelassen und reist viel in die USA. Der Experte gab einen Überblick über die Philosophien, die hinter den so konträren Gesundheitssystemen in den USA, Großbritannien und der Schweiz stecken.
Beispiel USA: Hier gibt es für diejenigen, die es sich leisten können, das beste Gesundheitssystem der Welt. Doch andererseits können sich 40 Millionen US-Bürger keine private Krankenversicherung leisten, sind auf Notversorgungen angewiesen. Bemerkenswert: Das sehr freiheitliche US-Gesundheitssystem ist vergleichsweise sehr teuer, »weil der Markt es hergibt«.
Beispiel Großbritannien: Hier wird das komplette Gesundheitswesen über nur eine Organisation (NHS) reguliert. Finanziert wird es aus Steuergeldern. Man sollte sich zusatzversichern. Es gibt bei der NHS nur sehr eingeschränkte Arztwahl. Vorteil: geringe Kosten. Nachteil: wenig Service.
Beispiel Schweiz: Dieses System bietet eine Basisversorgung und dazu ganz viele Wahlmöglichkeiten. Es gilt als teuer. Pfeifer hält es so aber kaum auf Deutschland für übertragbar. Das gilt auch für die beiden anderen Systeme.
Doch etwas muss passieren. Beispielhaft wurde dies an der Frage der Kostenerstattung diskutiert. Viele Patienten wissen nicht, was was kostet. Volker Schulz (Klinikum Ravensberg), wies darauf hin, dass für ganz normale Operationen in großen Häusern etwa drei mal so hohe Kosten wie beispielsweise in Halle in Rechnung gestellt werden. Die Diagnose vom Landtagsabgeordneten Dr. Michael Brinkmeier (CDU): »Transparenz ist der erste Schritt zur Besserung.« Viele anwesende Apotheker waren sich einig, dass der Anreiz zur Sparsamkeit nur über den Geldbeutel erfolgreich sein kann. Wenn der Patient für ein Originalpräparat deutlich mehr zuzahlen muss, greife dieser schneller zum wirkungsgleichen Generikum.
Beklagt wurde, dass Reformen seit 20 Jahren verpasst wurden, jetzt wegen hoher Arbeitslosigkeit noch schwieriger würden. Brinkmeier: »Die sieben mageren Jahre haben noch gar nicht begonnen.«

Artikel vom 16.11.2005