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Reizvoller Kontrast kam an

»Offene Kirchennacht« in Gehlenbeck feierte gelungene Premiere

Gehlenbeck (cm). Ungewohnte Klänge und ungewohnte Bilder in der St. Nikolaus-Kirche in Gehlenbeck: Blues-Musik, Schwarzlicht- und Improvisationstheater lockten zu später Stunde mehr als 150 Besucher in die Kirche. Die Kaktus-Gruppe, die in der Kirchengemeinde seit vier Jahren regelmäßig offene Abende organisiert (»offen, was die Zielgruppe, das Thema und das Ende der Veranstaltungen angeht«, so der Gehlenbecker Pfarrer Christoph Fischer), hatte zur ersten offenen Kirchennacht eingeladen.

Besonders reizvoll daran: der Gegensatz zwischen dem 500 Jahre alten Raum und dem modernen Theater bzw. der modernen Musik. Und die Resonanz auf die »Late Night Church« war mehr als positiv. »Wir sind extra hierher gekommen, weil wir das Programm so spannend fanden.« Adriane Rux war mit einigen Arbeitskolleginnen aus Nettelstedt in die Gehlenbecker Kirche gekommen. Sie und all die übrigen Besucher wurden nicht enttäuscht.
Da war zunächst einmal die Schwarzlichttheatergruppe des Wittekindshofes: In gebannter Stille verfolgte das Publikum, wie sie mit Hilfe von Schwarzlicht Klänge in Bilder umsetzte - eine sehr intensive Art, Musik wahrzunehmen und zu genießen.
Ganz anders dagegen das »Improtheater orgelpfeifen.ev« aus Westerkappeln: Sobald die acht Schauspieler (plus Mann am Klavier und Spielleiterin) die Kirche betraten, durfte gelacht werden. Spielleiterin Friederike Niederdalhoff erklärte kurz, wie Improvisationstheater funktioniert, Zurufe aus dem Publikum gaben für jede Szene die Rahmenbedingungen vor, und schon ging's los. Zum Beispiel eine Szene auf einem Bauernhof: Eine Kuh sollte gemolken werden (Vorgabe des Publikums), und zwar mit Wut, Hysterie, ja sogar Leidenschaft (ebenfalls vom Publikum vorgegeben) - und die »orgelpfeifen« zogen alle Register, improvisierten, was das Zeug hielt, und fielen von einer Gefühlswallung in die nächste, bis kein Auge mehr trocken blieb. In einer anderen Szene schlüpften zwei Freiwillige aus dem Publikum mutig in die Rolle von Puppenspielern, die zwei Marionetten zu führen hatten, und wurden so unversehens gezwungen, selbst zu improvisieren. Mit Erfolg!
Dass die offene Kirchennacht so gut ankam, lag aber auch an der Lübbecker Band »Just for fun«, die mit dem richtigen Blues- und Rockfeeling Klassiker wie »DonĂ•t let me be misunderstood« spielte und die Zuhörer zum Mitgrooven brachte. Am Ende war es eine lange, aber niemals langweilige Kirchennacht, bei der es zwischen den einzelnen Darbietungen auch immer wieder Gelegenheit zum gemütlichen Klönen bei Glühwein und Zwiebelkuchen gab. »Supergut war's«, befand Adriane Rux, und stand mit diesem Urteil nicht allein da. Der Vorverkauf für das nächste Projekt der Kaktus-Gruppe - ein Kabarettabend mit Bernd Gieseking am 3. Februar 2006 - hat bereits begonnen.

Artikel vom 15.11.2005