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Von großen Gefühlen
der Romantik verzaubert

Pianistin Nini Funke brilliert mit emotionaler Intelligenz

Verl (WB). »Zauber der Romantik« war der Titel eines Klavierabends mit der Pianistin Nini Funke im Heimathaus. Beim 2. Fachwerkkonzert erklangen Klaviersonaten und andere Kompositionen von der frühen bis zur späten Romantik.

Vom ersten Auftakt der Sonate a-moll D 537 von Franz Schubert und deren Allegro ma non troppo an beeindruckte Nini Funke das Publikum durch ihr feinsinnig-dynamisches Spiel. Schubert wurde durch die gefühlsbetonte Interpretation der in Karlsruhe geborenen und in Wien wohnenden Pianistin durch deren emotionale Intelligenz von neuem interessant. Im Allegretto quasi Andantino arbeitete sie die Struktur des Stückes gut heraus, wobei die fließenden Läufe in den tieferen Lagen mit der pointierten Melodie in den Höhen ein akustisches Spannungsfeld erzeugten, so dass im Zwischentonbereich ein befreiter musikalischer Klang auftrat. Im dramatisch aufstrebenden und auch wieder innehaltenden Allegro vivace baute sie die Triller genial in die hohen Tempi ein und brachte gegen Ende die klaren Akkorde mit virtuosen Modulationen wie das Gesetz mit dem Spielerischen in eine Beziehung.
In Franz Liszts »Die Kapelle des Wilhelm Tell« aus »Années de Pèlerinage de la Suisse« wurde musikalisch deutlich, wie nahe einerseits die Schwermut des unbefreiten Klangs der Natur und andererseits das versöhnliche Strahlen beieinander liegen. Die wilden, wie in einer Gefangenschaft rebellierenden Ausbruchsversuche führte Nini Funke in die milde Sanftheit zurück, indem sie die gesamte Skala der Tastatur beherrschte.
Edward Griegs »Notturno« wirkte in seiner Sekund-Stimmung und mit seinen impressionistisch perlenden Tonfolgen lieblich und wie ein Signal der Anmut. Weitere drei Sätze aus den lyrischen Stücken korrespondierten ebenfalls mit den unterschiedlichen Intervallstimmungen wie der Quarte oder der Terz.
Nach der Pause erklang die vertraute Melodie des sich in unterschiedlichem Kontext wiederholenden und immer wieder von neuem animierenden Themas der »Arabesque« von Robert Schumann. Frage- und Antwortspiel führten gegen Ende des Stücks in eine Art heiligen Ernst und damit in eine nicht mehr duale Dimension. Sergej Rachmaninows erstes von vier Préludes fand nach seinem punktierten, harmonischen Beginn in Moll und den stark drängenden Achtelsequenzen und großen Intervallpunktierungen im Mittelteil zum Schluss in eine vollkommene Beruhigung. Hier wie auch später traf Nini Funke die Musikalität der unterschiedlichsten Ebenen. Mit »Der heilige Franziskus über die Wogen schreitend« aus Liszts »Franziskuslegende« kam es zu einem Triumph der durch große Gefahren und tiefe Verwandlungen geprüften Quart, die kämpferisch über sich selbst zu siegen schien und durch sich selbst befreit das Universelle der Quint ermöglichte, erreichte und im Nachklang erfüllte.
Als Zugaben gab Nini Funke nach dankbarem Applaus die erste Ballade von Johannes Brahms und »Der Kobold« von Grieg.Johannes Zoller

Artikel vom 15.11.2005