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Kabarett mit musikalischen Einlagen

Armin Fischer und Hubert Burghardt lassen »Rauchzeichen« aufsteigen


Bünde (eic). Selten ging es im Universum gleichzeitig so humorvoll und musikalisch zu wie beim Auftritt der Kabarettisten Armin Fischer und Hubert Burghardt, die sich im Rahmen des »Rauchzeichen«-Programms ein Stelldichein auf der Bühne gaben.
Man könnte meinen, die beiden Künstler wären extra für diesen Abend als Team ausgesucht worden. Nicht nur, dass sie, wie sie im Nachhinein feststellten, vorübergehend in der gleichen Stadt gewohnt haben, nein, sie nutzten zudem beide musikalische Einlagen in ihrem Kabarettprogramm. Während Hubert Burghardt selbst geschriebene, vorwiegend sarkastische Texte mit Keyboardbegleitung sang, griff Klaviervirtuose Armin Fischer in die Tasten des Seiler-Pianos. »Ich muss erwähnen, dass das ein Seiler ist, denn ich habe zu Hause ein Bechstein. Das ist gemein, denn jetzt weiß ich gar nicht, wo hier das C ist«, beklagte sich der Pianist und trällerte deshalb lieber Beethovens »Für Elise«. »Ich nehme an, sie kennen es vom Handy«, schätzte er das Kunstverständnis seines Publikums ein. Glücklicherweise kamen die Zuhörer am Ende doch noch in den Genuss des tatsächlich hervorragenden Klavierspiels des Kabarettisten. Und sei es nur bei der Kurzfassung der »Rapsody in Blue«. »Ich hatte drei Jahre Zeit, es zu studieren, daher weiß ich auch, welche Stellen absolut überflüssig sind«, begründete Fischer die Abstriche an der Länge.
Doch die Gemeinsamkeiten der beiden Künstler gingen über das Musizieren kaum hinaus. Während Fischer sich ganz dem genussvollen, unkritischen Humor verschrieben hatte, war das Programm von Hubert Burghardt deutlich hintergründiger, forderte an manchen Stellen zum Nachdenken auf. Ein erfrischender Kontrast, bei dem sowohl Freunde des politkritischen Kabaretts als auch des eher unterhaltenden Humors auf ihre Kosten kamen.
»Was ist eigentlich das Kernproblem der Krise der gegenwärtigen Gesellschaft?«, warf Hubert Burghardt die Frage in den Raum und fand darauf gleich mehrere Antworten. »Die Zeit vergeht zu schnell«, sei er überzeugt. Vieles verschwinde, bevor es überhaupt richtig gekommen sei. »Denken Sie mal an 1905. Damals wusste kaum ein Kind, was eine Schallplatte ist. Und heute? Heute weiß es auch kein Kind mehr«. Ebenso paradox seien die Verhältnisse in deutschen Krankenhäusern, die Burghardt von Seite des arabischen Chirurgen Dr. Allmacht schildern ließ. »Ich kann die Menschen nicht verstehen. Alle essen zuviel, trinken zuviel und wollen trotzdem aussehen wie Claudia Schiffer und George Clooney«, beklagte sich der Arzt. Aber was helfe all das Jammern, am Ende stehe doch immer die Erkenntnis: »Die Welt ist schreiend ungerecht - und ich bin auch nicht besser«.
Als Trost gab es dafür noch ein letztes Lied. »Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um die brennenden Feuerzeuge zu schwenken«, gab Burghardt seinem Publikum einen Tipp, musste jedoch feststellen, dass die Zahl der Nichtraucher in letzter Zeit drastisch gestiegen sei.
Ganz am Ende war sein Programm damit jedoch noch nicht. Als kleine Zugabe betraten Fischer und Burghardt noch einmal gemeinsam die Bühne, bedankten sich bei ihrem Publikum mit einem gelungenen Faust-in-fünf-Minuten-Vortrag und einer musikalischen Pianistenbiografie, bevor man schließlich im Namen der Gewerkschaften zur Arbeitszeitverkürzung schritt und den Kabarettabend beendete.

Artikel vom 15.11.2005