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»Lehrer waren früher nicht sehr beliebt«

Martin Mielke und Wilhelm Westerkamp berichten Interessantes aus der Geschichte

Von Nele Krüger
Levern (WB). Wie in die Vergangenheit zurückversetzt fühlten sich die Besucher des Leverner Heimathauses.

Bei der Lesung von Martin Mielke und Wilhelm Westerkamp konnten sie sich ein Bild vom Schulalltag und den damaligen Besitzverhältnissen im Stiftsort machen. Nach einer kurzen Einführung von Ingrid Hölscher begann Martin Mielke mit seinem Vortrag über die Geschichte des Schulunterrichts in Levern.
Anfänge von schulischen Aktivitäten seien auf dem Lande erst zwischen 1700 und 1800 zu verzeichnen, da Bildung in früheren Zeiten dem Wohlhabenden vorbehalten gewesen sei, so Mielke. Die erste Schule in Levern taucht in den geschichtlichen Aufzeichnungen gegen Ende des 18. Jahrhunderts auf. Im Hause Terberger wurden zunächst nur wenige Schüler unterrichtet. Der Lehrer übte seine Lehrtätigkeit, wie zu dieser Zeit üblich, nur nebenberuflich aus und lebte von der Landwirtschaft. Sein Amt hatte zwar öffentlichen Charakter, allerdings war der Lehrer bei der Dorfbevölkerung nicht sehr beliebt, da sein Amt mit dem des Kantors verbunden war und man über zu enge Bindungen zum Pastor munkelte.
Die Kirche war in allen Bereichen des dörflichen Lebens vertreten und so wurden auch die Lehrer von so genannten »Schulinspektoren« der Kirche kontrolliert. Da die alte Schule bei immer weiter wachsenden Schülerzahlen zu klein wurde, kaufte man ein weiteres Gebäude und wenig später eine alte Stiftskurie, um alle Schüler unterbringen zu können. 1958 wurde eine neue Schule gebaut.
Martin Mielke las außerdem aus dem Buch »Das Stillsitzen in der Schule war mir immer eine Qual« von Dr. Heiner Koop, in dem es um das Schulwesen in Stemwede geht. Für Schmunzeln sorgten Textauszüge zur Lehrersuche in Levern und zum Lehrplan.
Wilhelm Westerkamp ging in seinem Vortrag vor allem auf den Meyerhof in Rabber und seine Verbindung zur Leverner Kirche und dem ehemaligen Stift und Kloster ein. Als Quelle für seine Recherchen diente ihm dabei die »Chronik zu Rabber« und die Aufzeichnungen der Hofeigentümer, Familie Meyer. Auch Familie Rollker, ebenfalls aus dem benachbarten Dorf, half vermittelnd bei der Vorbereitung.
Rabber wurde 1033 zum ersten Mal unter dem Namen »Retbere« urkundlich erwähnt, erst seit 1412 heißt das Dorf offiziell Rabber. Aus verschiedenen Schriften, unter anderem einem Text des Staatsarchivs Münster, gab Wilhelm Westerkamp bekannt, dass der Meyerhof bis 1302 zum »Tecklenburgischen Lehen« gehörte und im selben Jahr an das Kloster in Levern verkauft wurde. Im 18. Jahrhundert ging mit der Aufklärung und der französischen Revolution die Zeit der Klöster und Stifte zuende und so wurde auch der Meyerhof an Erben der Familie Meyer weitergegeben.
Interessanterweise, so erzählte Westerkamp, sei die Leibeigenschaft von 1818 bis 1820 abgeschafft worden, auf dem besagten Hof sei diese aber noch bis 1839 weitergeführt worden. Auch nach der Übergabe des Meyerhofes zurück in den Familienbesitz sei die Bindung zur Leverner Kirche nicht abgerissen. Immer wieder wurde in diesem Vortrag deutlich, dass der Stift und die Kirche in Levern zu früheren Zeiten über Jahrhunderte den geistlichen Mittelpunkt zwischen den Bistümern Minden und Osnabrück bildeten und eine Art Vormachtstellung in diesem Raum einnahmen.
An das Thema Kirche knüpfte Martin Mielke zum Abschluss der Lesung noch einmal an. Er verlas Verse aus einem Evangelien- und Epistelbuch aus dem Jahre 1599, das Familie Kettler aus Destel für diesen Zweck zur Verfügung gestellt hatte. Das historische Buch ist in einer in der heutigen Zeit schwer verständlichen Sprache geschrieben, die Besucher konnten allerdings trotzdem mit etwas Konzentration den Inhalt der Geschichten erfassen. So ging es zum Beispiel um die Geschichte des Zöllners Zachäus aus dem Neuen Testament und um den Advent.
Nach den Vorträgen von Mielke und Westerkamp bestand für die Besucher der Lesung bei Gebäck und selbst gemachtem Birnensaft die Möglichkeit, sich im Gespräch noch etwas näher mit den vorgestellten Themen zu befassen. Besonders erfreut waren die Organisatoren über das hohe Interesse an diesem Thema und die daraus resultierende hohe Besucherzahl. Im nächsten Jahr sollen weitere Lesungen folgen.

Artikel vom 16.11.2005