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Dem Druck nicht gewachsen?

Jens Pfänder gestikuliert wild am Seitenrand. Mit dem was er sah, konnte er nicht zufrieden sein.

Pfänder: »Müssen aus unseren Fehlern lernen« - Flaute im Rückraum

Lübbecke (Kru). Jens Pfänder war laut. Sehr laut. So laut, dass man seine Halbzeit-Ansprache weit entfernt von der Kabine des TuS N-Lübbecke Wort für Wort hören konnte. Selten hat man den Coach des heimischen Bundesligisten schreien gehört, aber in der Pause des »Gold-Derbys« machte er seinem Unmut deutlich Luft.

Geholfen hat es in den zweiten 30 Minuten nur wenig, sonst wären die eigentlich fest eingeplanten beiden Punkte wohl auch in Lübbecke geblieben. Ob es nun am Druck des Derbys lag, dass der Lübbecker Rückraum gerade im aufgebauten Angriff nur ein Schatten seinerselbst war, vermochte auch Pfänder im Anschluss an das Spiel nicht beantworten zu können. »Das ist wohl so. Aber wir müssen eben lernen, trotz dieses Drucks unsere Leistung abzurufen. Gegen andere Gegner wie Kiel haben wir es da leichter gehabt. Da waren wir Außenseiter. Wenn wir uns aber stetig weiterentwickeln wollen, müssen wir diesen Lernprozess erfolgreich bestehen.« Klar, dass man daher gerade an der Psyche wird arbeiten müssen.
Dabei begann die Partie aus Sicht Pfänder doch nach Wunsch. »Die Anfangsphase war doch sehr gut. Spielerisch waren wir ausgezeichnet aufgestellt. Allerdings haben wir dann geglaubt, dass würde alles so weitergehen. Das war aber ein Trugschluss.« Gerade in der Phase, als Arne Niemeyer in der Kabine behandelt wurde, seine Mannschaft schon auf 15:10 enteilt war, habe man den Gegner selbst wieder aufgebaut. »Minden hat Emotionen aufgebaut und die, wie einen roten Faden, durch den Rest des Spiels auf hohem Niveau gehalten.« Zudem hätte man zu sehr mit den eigenen Chancen gewuchert und dabei Malik Besirevic entsprechend aufgebaut. »Minden hat gefightet. Und als sie dann zur Pause wieder auf zwei Tore dran waren, war das für sie wie ein Signal.« Fortan sei man in vielen Aktionen einfach zu passiv gewesen. »Bei GWD hingegen wirkten Torhüter und Deckung sehr engagiert.« Bei seinem eigenem Team habe er indes die Cleverness vermisst, die man dem Gegner eigentlich voraus haben sollte.
Entscheidend sei aber die Flaute aus dem eigenen Rückraum gewesen. Das war gar nichts. »Einzig Stian Tönnesen hat Akzente gesetzt. Der Rest war diesmal nicht in der Lage die Leistung abzurufen, die jeder der Spieler zu leisten imstande ist«, so Pfänder in seiner Analyse. Fabian van Olphen haben beispielsweise sehr stark begonnen, nach dem Wechsel bei seinen Aktionen aber nicht mehr die Wirkung gehabt. Daniel Kubes und Jan Thomas Lauritzen waren fast zur Wirkungslosigkeit verdammt, wenngleich es Kubes vorbehalten war, den 30:30-Ausgleichstreffer zur erzielen. Und Rolf Hermann ist nach wie vor weit von seiner Form der vergangenen Saison entfernt. Nur über die erste und zweite Welle konnte er Akzente setzen. Aus dem gebundenen Spiel war auch er kein Vergleich zum Derby-Auftritt vor einem Jahr in Minden. Damals hatte er das »Duell« mit seinem Spezi und ehemaligen Teamkollegen aus Dankerser A-Jugend-Zeiten klar gewonnen, diesmal musste er dem spielerisch äußerst starken Buschmann in der Bewertung eindeutig den Vortritt lassen. Hermann scheint das Paradebeispiel für den Auftritt am Samstag zu sein. Seine Lockerheit, seine Unbekümmertheit, sie ist verflogen. Stattdessen macht sich eher Verkrampfung breit. Und genau das scheint auch gegen GWD ein Hauptgrund dafür gewesen zu sein, dass es nur zum glücklichen Remis reichte. »Minden spielte locker, ist bei seinen Würfen für den Mut belohnt worden. Wir müssen künftig einfach zeigen, dass wir den Sieg wollen, müssen mit ähnlichen Emotionen wie die Mindener zu Werke gehen. Und damit sollten wir schon am Freitag in Wetzlar beginnen.

Artikel vom 14.11.2005