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Der Schlossberg
oder die Stadt

Historisches Quedlinburg kapituliert

Quedlinburg (dpa). Die Rettung des einsturzbedrohten Schlossbergs in der UNESCO-Welterbestadt Quedlinburg ist wegen der katastrophalen Finanzsituation der Stadt in Sachsen-Anhalt gefährdet.
Ewige Baustelle Schlossberg: Quedlinburg kann die Erhaltung allein nicht leisten. Foto: dpa

»Entweder lässt man die Stadt komplett verfallen und macht etwas am Berg oder umgekehrt«, sagte Klaus-Dieter Plathe von BauBeCon, dem städtischen Sanierungsträger. Dramatisch sei das Finanzloch, weil die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die der Stadt mit Deutschlands größtem Flächendenkmal bislang mit jährlich 1,5 Millionen Euro unter die Arme griff, von 2006 an nur noch 500 000 Euro zahlen kann. Die Misere sei so dramatisch, dass langfristig sogar der Welterbe-Titel in Gefahr sei, betonte Plathe.
»Die Stadt hat keine Ahnung, wie es weiter gehen soll, im nächsten Jahr fehlen eine Million Euro Eigenmittel.« Deshalb könnten keine ergänzenden Fördermittel von EU, Bund oder Land beantragt werden. Kurz vor der Fertigstellung eines Gutachtens zum Zustand des Schlossbergs, der wegen Erosionen im Sandstein abzurutschen droht, stehe bereits fest, dass die mit 15 Millionen Euro veranschlagten Kosten zur Stabilisierung des felsigen Areals nicht aufgebracht werden können.
Der Schlossberg mit der romanischen Stiftskirche, den Grabstätten des ersten deutschen Königspaares Heinrich I. und seiner Frau Mathilde, ihrem mehr als 1000 Jahre alten Domschatz und einem Renaissanceschloss gilt als eine Wiege der deutschen Geschichte.
»Der Schlossberg ist eine nationale Aufgabe und nicht die einer Kleinstadt wie Quedlinburg«, betonte Plathe. Er warnt eindringlich, mit Lösungen zur Rettung des Denkmalberges, den im Jahr bis zu 1,5 Millionen Menschen besuchen, zu warten. »Wenn er kippt, kommen die Leute angerannt. Aber dann ist es zu spät.«

Artikel vom 14.11.2005