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Brücken in die Zukunft bauen

Gedenkfeiern zum Volkstrauertag: Krieg ist die Niederlage der Menschheit

Schloß Holte-Stukenbrock (ms/sab). Zum Gedenken an die Opfer der Weltkriege hat Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl am Sonntag einen Kranz auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof in Stukenbrock-Senne niedergelegt. Hier sind die Soldaten begraben, die während der Kriegsgefangenschaft im Stammlager 326 Stukenbrock-Senne als Zwangsarbeiter bis hin ins Ruhrgebiet eingesetzt worden sind.

Begleitet worden ist die Regierungspräsidentin aus dem Verteidigungsministerium von Eduard Szczepanski, stellvertretender Kommandeur des Verteidigungsbezirks 35 (Regierungsbezirke Münster und Detmold), und vom Geschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Ostwestfalen-Lippe, Ulrich Appelt. Zur Gedenkfeier waren ebenfalls stellvertretender Landrat des Kreises Gütersloh, Dieter Mersmann, Schloß Holte-Stukenbrocks Bürgermeister Hubert Erichlandwehr, die Vertreter der Parteien des Rates und Werner Busch, Vorsitzender der Dokumentationsstätte Stalag 326 Stukenbrock-Senne, gekommen, unter dessen Leitung die Daten der Kriegsgefangenen aus der ehemaligen Sowjetunion und anderen Staaten während des Zweiten Weltkriegs aufgearbeitet und dokumentiert werden.
»Der Krieg ist nicht ein Sturm, der vorüberzieht, denn er hinterlässt Spuren in den Herzen der Menschen«, so Bürgermeister Hubert Erichlandwehr bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal der St.-Joseph-Gemeinde in Liemke am Vorabend des Volkstrauertages. Traditionell legten die Schützen der Schützenbruderschaft St.-Michael Liemke zum Volkstrauertag einen Kranz am Ehrenmal der Liemker Kirche nieder. Diese Tradition betonte Erichlandwehr, der zum ersten Mal als Bürgermeister an der Kranzniederlegung beteiligt war, in seiner Rede nach dem Gottesdienst. Er lobte den Einsatz der Schützenbruderschaft für die Pflege der Tradition und dankte allen Helfern für ihre Unterstützung. Eindringlich appellierte er, dass es wichtig sei, das Andenken an die Soldaten und die Zivilbevölkerung, die ihr Leben in den beiden Weltkriegen verloren haben, zu bewahren. Man solle sich tagtäglich darum bemühen, die sichere und friedliche Weltordnung zu schützen und nicht als selbstverständlich hinzunehmen, damit der Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt durchbrochen werden könne. Die Erinnerung an die Verstorbenen verleihe ihnen Namen, sodass »sie nicht in der Anonymität« verschwinden. Musikalisch begleitet wurde die Gedenkveranstaltung vom Städtischen Blasorchester Schloß Holte-Stukenbrock und dem Kirchenchor der Gemeinde.
Die Ortsgemeinschaft Stukenbrock unter dem Vorsitz von Heinrich Sander hatte zum vierten Mal zur Kranzniederlegung ans Ehrenmal geladen. Fahnenabordnungen der Schützenbruderschaft St. Johannes Stukenbrock, der Freiwilligen Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes, der Kolpingfamilie und der Katholischen Frauengemeinschaft umrahmten die Gedenkfeier. »Völker entsagt dem Hass. Versöhnt euch, dient dem Frieden, baut Brücken zueinander«, zitierte Dechant Bernhard Hamich. Das Gedenken zum Volkstrauertag sei keine Nostalgie oder Heldenverehrung, sondern die Mahnung, die Zukunft zu meistern. »Krieg ist immer eine Bankrotterklärung der Politik und die Niederlage der Menschheit.« Der Gedenktag solle daran erinnern, dass wir alle sterblich sind.

Artikel vom 14.11.2005