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Übung trotz zeitlicher
Defizite positiv beurteilt

Bezirksreserve probt mit 700 Kräften den Ernstfall

Von Silvia Scheideler
Hövelhof/Kreis Paderborn (WV). Ihnen läuft das Blut über das ganze Gesicht, sie zittern und schreien verzweifelt nach ihren Verwandten. Zugegeben: Schauspieltalent gehört einfach dazu, wenn man ein Unfallopfer sein will, aber auch jede Menge Schminke ist nötig. Dass die Bezirksreserve der Feuerwehren im Regierungsbezirk Detmold so realistisch am Samstag und Sonntag eine Großübung auf dem Truppenübungsplatz Senne durchführen konnte, ist auch dem RUD-Team aus Hövelhof (Realistische Unfall-Darstellung) zu verdanken. Die Hövelhofer haben allein am Samstag etwa 230 Statisten »zugerichtet«.

Angenommen wurde der Ernstfall: Die Feuerwehren der Kommunen sind durch diverse Wald- und Flächenbrände an ihre Leistungsgrenzen gelangt und brauchen die Hilfe der Bezirksreserve der Feuerwehren. Etwa 700 Freiwillige rückten pünktlich, wie angefordert, gegen 10 Uhr am Samstag im Bundeswehrlager Staumühle zur Übung »Heißer Sommer« an. Kurz nach ihrer Ankunft Alarm: In der Moosheide, innerhalb des Truppenübungsplatzes, entwickelt sich ein Waldbrand. Zwei von vier Bereitschaften wurden schnellstens in Gang gesetzt.
Auf der Suche nach dem Brandherd entdeckten sie mit einiger Verzögerung einen grauenvollen Verkehrsunfall auf der Ringstraße, beteiligt ein Linienbus und zwölf Pkw. Viele Verletzte, eingeklemmt in Autos, verwirrte Menschen, die orientierungslos umherlaufenÉSchon an dieser Stelle der Übung haperte die Meldekette, es wurde keine Unterstützung angefordert. Die Übungsleitung griff nach fast einer Stunde ein und meldete Alarm. Die Übung ging weiter. Zwischenzeitlich waren weitere Kräfte angefordert worden. Der Waldbrand bedrohte einen Ortsteil von Schlangen, 250 Bewohner müssen innerhalb von drei Stunden evakuiert werden. Als Schauplatz der Evakuierung diente »Tin-City« auf dem Übungsplatz der Britischen Streitkräfte.
Am Sonntag wurde ein Waldbrandeinsatz mit Hubschrauberunterstützung im Nordosten des Truppenübungsplatzes geprobt.
Wenn auch zu Beginn der Übung einige Zeitverzögerungen durch mangelnde Ortskenntnis der aus dem gesamten Regierungsbezirk zusammengezogenen Kräfte und durch nicht erfolgte Rückmeldungen auftraten, so zogen für die Organisation Karsten Weber und Ulrich Waschkowski von der Bezirksregierung Detmold sowie Einsatzleiter Dirk Schlomann von der Berufsfeuerwehr Minden und Bezirksbrandmeister Reinhard Fehr dennoch eine positive Bilanz: »Es war die erste Großübung, der vor rund zwei Jahren gegründeten Bezirksreserve.« Die Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl, deren Bezirksregierung die Durchführung oblag, war zur Beobachtung des Szenarios gekommen. Ziel der Übung war in erster Linie, das Zusammenspiel der Abteilungsführung mit den einzelnen Bereitschaftsführungen zu beobachten.

Artikel vom 14.11.2005