14.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Aus Briefen an die Redaktion


Lärm wäre
Kulturschande
Zu unserem Exklusiv-Bericht »Motorsport am Munitionsdepot« vom 10. November erreichte uns folgender Leserbrief des Bellerser Ortsheimatpflegers.
Das ehemalige Munitionsdepot im Bredenborner Masterholz eignet sich auf keinen Fall für die Nutzung als Motorsportgelände oder eine andere Lärm erzeugende Nutzung! Die Aussage, dass es keine Anlieger gäbe, die durch den Betrieb einer solchen Anlage beeinträchtigt würden, ist falsch. Ebenso falsch ist es, dass die Anlage eine Bereicherung für die Region und die Wirtschaft wäre.
Das Depot liegt lediglich 1,5 Kilometer vom Ortskern Bellersen entfernt. Das in Planung befindliche Neubaugebiet auf der Steinrieke wird sogar nur gut einen Kilometer Abstand haben. In letzterer Entfernung liegt auch das Gut Abbenburg. Bellersen liegt südöstlich, Abbenburg leicht nordöstlich zu dem Depot. Zu erwähnen ist auch, dass Vörden nur fünf Kilometer nordöstlich in freier Sichtverbindung liegt. Ferner muss man wissen, daß die vorherrschenden Winde West- und Südwestwinde mit einem Anteil von jeweils 20 Prozent sind. Aus Nordwest weht der Wind zu fünf Prozent. Die Windstille beträgt lediglich 1,5 Prozent. Das bedeutet, dass Bellersen, Abbenburg und auch Vörden etwa während der Hälfte des Jahres der Schall mit dem Wind direkt zugetragen wird.
Bellersen ist als Tourismus-Musterdorf des Landes Nordrhein-Westfalen - wie übrigens Vörden auch - beliebtes Urlaubsziel für ruhesuchende Menschen und nicht zuletzt für die zahlreichen Wochenendurlauber, die den Wohnmobilhafen in Bellersen aufsuchen. Diese Urlauber suchen und finden Ruhe. Zu den beliebtesten Wanderstrecken für Gäste und Einheimische gehört das Masterholz. Der Rundweg von Bellersen führt nahe an das Depot heran. Und auch der für Streifenfahrten angelegt Rundweg um das Depot wird gerne bewandert.
Bereits jetzt besteht im Masterholz eine Lärmimmission durch Windräder. Im Masterholz sind die Motorräder zu hören, die auf der Ostwestfalenstraße (!) im Tal von Holzhausen Gas geben. Motorradlärm im Masterholz selbst würde sich aufgrund seiner Eigenheiten, der Topographie und der Windverhältnisse bis Bellersen, Abbenburg und vermutlich auch bis Vörden fortpflanzen. Der Wander- und Erholungsbereich im gesamten Masterholz und Umland wäre immer beschallt -Êvor allem am Wochenende.
Wie groß die Schallemmissionen aus dem Masterholz sind, war zu beobachten, als der Wald für den Depotbau gerodet wurde. Daran kann ich mich noch gut erinnern und kann mir sehr gut vorstellen, welchen Lärm eine Mehrzahl von Quads oder Motorrädern verursachen würden.
Für die Einwohner insbesondere Bellersens und Abbenburgs würde eine unzumutbare Belästigung entstehen. Für Bellersen kommt hinzu, dass die Gäste wegbleiben würden und damit das Landes-Modellprojekt Tourismus-Musterdorf gescheitert wäre - mit all den verheerenden Konsequenzen für die Tourismusbetriebe in Bellersen.
Zur Beeinträchtigung oder auch Zerstörung des mittlerweile zum »Naturparadies aus zweiter Hand« gewordenen Depots ließe sich noch einiges sagen. Deutlich betonen möchte ich aber, dass die Zerstörung der Ruhe des in Annette von Droste-Hülshoffs Novelle »Die Judenbuche« genannten Schauplatzes Masterholz durch Motorengeheule eine Kulturschande wäre!

HORST-D. KRUS33034 BRAKEL

Artikel vom 14.11.2005