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Musikalischer Brückenschlag

»Erasmus Trio«: West traf Fernost

Andrea Auffenberg
Paderborn (WV). Zu einem außergewöhnlichen Konzert der besonderen Güte hatte am Donnerstagabend die Paderborner Universitätsgesellschaft gemeinsam mit dem Universitätsclub in die Kaiserpfalz eingeladen. Klänge aus Ost und West standen auf dem Programm.

Professor Steffen Gronemeyer, Vorsitzender der Universitätsgesellschaft, verwies in seinem Grußwort auf den deutsch-chinesischen Kulturaustausch als Brücke zwischen Ost und West. Zunächst stand das einsätzige »Klaviertrio élégiaque g-moll« des russischen Komponisten Sergej Rachmaninov auf dem Programm. Das »Erasmus Trio«, bestehend aus Thomas Herrmann (Klavier), Vera Laporeva (Violine) und Xiaojia Xu (Cello), ergänzte sich hier insbesondere durch seine spieltechnisch homogenen und durchaus ausgewogenen dynamischen Klangbewegungen. Dabei rückte der Pianist mit viel Feingefühl und Notentreue die Melodien in den Mittelpunkt, ohne jedoch Cello und Violine in ihrem belebenden Spiel die Eigenständigkeit zu nehmen. Dadurch entstand ein fein aufeinander abgestimmter wechselnder Austausch der Instrumente mit teils orchestralen Zügen, der sich auch im abschließenden viersätzigen Klaviertrio Nr. 1 d-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy fortsetzte. Der Pianist zelebrierte hier die leidenschaftlichen, melodischen Linienführungen, Cello und Violine vervollständigten den ungetrübten Hörgenuss.
Im Mittelteil des Konzerts brachte die chinesische Künstlerin Xu Fengxia den Zuhörern die Klänge des 21-saitigen, liegenden Zupfinstruments Guzheng näher. Bei der Komposition »Pflaumenblüten« hörte man klassische chinesische Musik, angeordnet in einer dreigliedrigen Rondoform. Die Künstlerin zupfte in emotionalem, meist gleich bleibendem Rhythmus die Saiten, wobei in den Gesangspassagen besonders die Vielfalt ihrer makellosen und kraftvollen Stimme zum Ausdruck kam. Auch bei der Wanderung durch die mongolische Landschaft mit dem Titel »Blauer Himmel, weiße Wolken« bestach ihr ausgeprägter Sprechgesang, der in Verbindung mit den kunstvollen, teils schlagenden Saitenklängen von Künstlerin und Zuhörern gleichermaßen äußerste Konzentration erforderte.
Das Publikum verlangte sowohl von der chinesischen Harfenistin als auch vom »Erasmus Trio« Zugaben. Und der lang anhaltende Schlussapplaus bewies, dass Professor Gronemeyer mit seinem eingangs formulierten Zitat Johann Wolfgang von Goethes richtig lag: »Wer mit holden Tönen kommt, überall ist er willkommen.«.

Artikel vom 12.11.2005