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Henke: »Ich bin
kein Antisemit«

Streit um den Volkstrauertag

Vlotho/Bad Oeynhausen (tho). Streit um den Volkstrauertag in Bad Oeynhausen: Rüdiger Henke findet, dass es nicht der Schützenverein ist, der sich für das Verhalten in der Volkstrauertagsdebatte rechtfertigen muss. Auch weist der Altstädter Vorsitzende den Antisemitismus-Vorwurf von sich.

In einem Schreiben erklärte Rüdiger Henke am Freitag: »Die Bürgerschützen Bad Oeynhausen von 1905 begehen den Volkstrauertag bereits seit mehr als 70 Jahren. Wenn also laut Pfarrer Silaschi der Volkstrauertag neu erfunden werden muss und er mit dem Bürgermeister der Stadt Bad Oeynhausen eine eigene Veranstaltung zum Volkstrauertag durchführen möchte, so ist diese Veranstaltung eine Gegenveranstaltung.«
Getroffen hat den Apotheker, der dem Altstädter Schützenverein seit Februar 2004 vorsteht, offenbar der Vorwurf der Judenfeindlichkeit. Dazu erklärte er: »Ich bin nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland geboren. Ich gehöre keiner Partei an und unterstütze keine Partei, die radikale Thesen und Meinungen vertritt. Ich habe niemals, jedenfalls nicht wissentlich, etwas mit Juden zu tun gehabt, habe also auch keine Veranlassung, Antisemit zu sein. Ich bin weder Antisemit noch ausländerfeindlich, bin allerdings der Meinung, dass alle Gäste unseres Landes sich an unsere gültigen Gesetze zu halten haben.«
Gegen den Gedenkbrunnen an der Altstadt-Kirche, an dem ein Teil der städtischen Gedenkveranstaltung am Sonntag ab 15 Uhr stattfinden soll, habe er »auch nur einzuwenden, dass dieser Gedenkbrunnen an der völlig falschen Stelle aufgestellt wurde«. Rüdiger Henke zufolge hätten »sicherlich andere, besser geeignete, öffentliche Orte dafür gefunden werden können, da nicht nur evangelische Bürger des Dritten Reiches Täter waren.« Ein Gedenkbrunnen vor der evangelischen Kirche suggeriere eine Alleintäterschaft.
Beobachter erwarten derweil gespannt, ob die Bad Oeynhausener Bürger durch ihre demonstrative Teilnahme an einer der beiden konkurrierenden Veranstaltungen kundtun, wie sie die Debatte der vergangenen Tage finden. Zur Wahl stehen die althergebrachte Form des Volkstrauertagsgedenkens, die um 10.45 Uhr vor dem Rathaus beginnt, und die neue Form mit Start um 15 Uhr in der Auferstehungskirche.
Henke hat nach eigenem Bekunden in den vergangenen Tagen viel Zustimmung der Bürger erhalten.

Artikel vom 12.11.2005