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Bestens besetzte Oper mit
Sorgfalt in Szene gesetzt

Publikum feiert »Verkaufte Braut« des Landestheaters


Von Gerd Büntzly
Herford (HK). Eine quirlige Aufführung von Smetanas »Verkaufter Braut« war am Freitag im gut besuchten Stadttheater zu sehen. Das Landestheater Detmold hatte Haupt- wie Nebenrollen in nahezu idealer Weise besetzt. Eberhard Fritsche leitete das Orchester, das schon die virtuose Ouvertüre makellos zu spielen wusste und auch im weiteren Verlauf der Oper höchste Präsenz zeigte.
Die Oper spielt in sozialen Verhältnissen, die angesichts von Zwangsehen bei Migrantenfamilien wieder eine erstaunliche Aktualität gewonnen haben. Ansonsten ist es ein eher abgegriffener Opera-buffa-Stoff: Ein reicher Tölpel soll nach dem Willen der Elternpaare das schöne Mädchen Maria zur Frau bekommen, geht aber am Schluss leer aus; und ihr feuriger Liebhaber entpuppt sich als Spross guter Herkunft, so dass er doch die Braut seines Herzens zur Frau nehmen kann.
Einzig die großartige Musik Smetanas gibt dieser Handlung Tiefe. Eindrucksvoll war schon das Bühnenbild von Hinrich Horstkotte, eine gewaltige Deele, auf der mit großem Elektrokasten und -kabeln vielleicht etwas zu deutlich der Bezug zur Gegenwart dargestellt wurde. Hier agierte der schlaue Heiratsvermittler Kecal (Vladimir Miakotine), in der Beweglichkeit seiner Stimme wie als Schauspieler gleich überzeugend.
Die Inszenierung von P. F. Chestnut hatte große Sorgfalt auf die Stilisierung der Charaktere verwendet. Bauer Krusina und seine Frau (Rainer Weiss und Dorothée Burkert) waren dafür ein besonders schönes Beispiel.
Jutta Maria Fries als ihre Tochter Marie betonte das Verhärmte einer Rolle, der nichts als das resignative Abwarten bleibt. Ihre Stimme war äußerst wandlungsreich: meist eher leise, aber in Augenblicken von Verzweiflung oder Freude auch zu großen Ausbrüchen fähig. Ihr Partner Johannes Harten dagegen hatte mit seiner begnadeten Tenorstimme eher Mühe, vom heldischen Ton einmal in einen intimen überzuwechseln. Bruno Gebauer gab überzeugend den stotternden Wenzel, das eigentliche Opfer der Heiratsintrigen.
Reizend auch die aus Herford stammende Kirsten Höner zu Siederdissen als etwas überdrehte Tänzerin, die Wenzel dazu verführt, beim Zirkus mitzumachen. Chor und Extrachor des Landestheaters sorgten für stimmgewaltige Ensembles, und das Ballett versetzte die Bauernwelt auf einmal mit Ironie ins Überfeinerte des Theaters.
Die Begeisterung des Publikums äußerte sich am Schluss in rhythmischem Klatschen: verdiente Ovationen für das gesamte Ensemble.

Artikel vom 14.11.2005