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»Spitzenreiter-Sahnehäubchen« trotz »labberiger« Kicker-Kost

SC Verl kämpft sich »Im Trog« ohne Glanz zurück auf den Tabellen-Thron

Von Marco Purkhart
Schermbeck (WB). »Ich möchte hier nie wieder hin.« Präsident Peter Mankartz drückte in moderater Wortwahl das unwohle Befinden seines SC Verl aus. Denn obwohl der Oberligist mit dem 1:0 (1:0) beim SV Schermbeck die für zwei Nächte verlorene Tabellenführung zurückeroberte, kam immer wieder der Missmut ob der Kreisliga-Kulisse am Waldsportplatz »Im Trog« auf.

Die drei Punkte waren zwar das erhofft fette Fußball-Futter und servierten zudem das Spitzenreiter-Sahnehäubchen. Zuvor gab's allerdings nur ganz magere Kicker-Kost. »Eine labberige Angelegenheit«, wie SCV-Trainer Mario Ermisch zugab. Denn mit Ausnahme der schmackhaften Anfangsphase, in der auch das goldene 1:0 durch Christopher Beck fiel, tat sich der ansonsten so spielstarke SCV sehr schwer damit, die Ansteckung vom quälenden Schermbecker Gebolze zu verhindern. Ermisch verdächtigte die Gastgeber sogar, ihren Rumpel-Rasen absichtlich in miserablem Zustand zu halten, weil dieser verunstaltete Runkelacker der Schermbecker Spielweise sehr entgegenkam: »Die pöhlen doch nur Langholz!«
Seine Verler hatten jedenfalls ihre Probleme mit der rustikalen Gangart der tief fliegenden Gegner, die ihren ausnahmslos weit und hoch geschlagenen Bällen aufopferungsvoll hinterhersensten. Torchancen für die Gastgeber blieben folglich Zufallsprodukte - doch sie waren vor allem vor der Pause vorhanden. Bei zwei Dondorf-Aktionen (40./42.) hätten die in dieser Phase auf Ergebnisverwaltung ausgerichteten Verler durchaus den Ausgleich beklagen können. Auf der anderen Seite brachte es ausschließlich Soner Dayangan zu einer gefährlichen Szene, als er das Leder nur knapp über die Latte spitzelte (41.).
Dennoch wurde deutlich, dass der SCV selbst auf diesem schmierigen Geläuf die besseren Veranlagungen in der Offensive mitbringt. Vor allem ließ es Jörg Bode mit seinen scharfen Flanken immer wieder aufflackern. Carlos Castilla (49.), Alexander Schiller (87.) und Tim Hagedorn (88.) brachten jedoch allesamt das Kunststück zustande, Bodes zum Teil meisterhafte Sahnevorlagen aus kürzester Distanz zu verkimmeln. Die beruhigende Vorentscheidung in Form des 2:0 wurde daher leichtfertig verschenkt. Auch wenn Mario Ermisch beteuerte, er habe »nie das Gefühl gehabt, Schermbeck könnte uns noch einen reinhauen«, geisterte bei der knappen Führung bis zum Abpfiff die Furcht vor dem Ausgleich durch die Köpfe.
In der Nerven zerreißenden Nachspielzeit von sieben nicht enden wollenden Minuten (wofür eigentlich?) wäre der 1:1-Supergau sogar beinahe eingetreten, als Rainer Hackenfort vor Keeper Marco Kirchhoff blank auftauchte und nur an dessen Glanzparade scheiterte. Weil der SVS-Stürmer zuvor jedoch Christopher Beck sehr stumpf und offensichtlich von hinten umgerissen hatte, der Pfiff jedoch ausblieb, geriet nach Abpfiff die Freude über den sechsten Sieg in Folge seit dem Derby-Erfolg in Gütersloh angesichts der Verler Kritik an Schiedsrichter Andre Berger in den Hintergrund.

Artikel vom 14.11.2005