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Von Ingo Schmitz

Höxteraner
Aspekte

Was ist gut für Höxter?


Der entscheidende Schritt ist getan: Die Stadt Höxter hat die besorgten Bürger bei der Kaufland-Frage mit in den Entscheidungsprozess eingebunden. Dazu trug am Mittwochabend eine erste Informationsverantaltung bei, die die Verwaltung organisiert hatte. Eine Lösung des Konfliktes ist aber in weiter Ferne, und derzeit scheint es nahezu unmöglich, die bereits bestehende Front auf Seiten der Werbegemeinschaft und der Anlieger aufzuweichen.
Obwohl die Verwaltung, die die Zukunftsentwicklung der Stadt im Visier hat, nun einen Schritt auf die Bürger zugemacht hat, mochte bei den Zuhörern keine Zufriedenheit aufkommen. Sie warfen der Verwaltung und den Rats-Fraktionen vor, sich längst für den Kaufland-Supermarkt entschieden zu haben -Êallerdings wolle dies niemand zugeben. Und in der Tat ist es so, dass die Entscheidungsträger diesen Vorwurf von sich weisen.
Die Gegner kritisierten außerdem, dass die Kaufland-Erfolgsgeschichten aus Geldern und Alfeld nicht mit den Höxteraner Gegebenheiten vergleichbar seien. Damit legten die Kritiker ihre Finger in die Wunde.
Denn: Neben der in Höxter überaus problematischen verkehrlichen Erschließung ist ein weiteres Kriterium die Entfernung zwischen dem möglichen Kaufland-Standort und der Höxteraner Fußgängerzone. Um aus einer Ansiedlung eines Großflächendiscounters Vorteile für den Innenstadthandel ziehen zu können, müsste der Kaufland-Markt möglichst nah an die Fußgängerzone rücken. Das Dilemma: Hier ist derzeit kein Grundstück verfügbar.
Es gibt nur die Option, dass wohlmöglich in ein paar Jahren die Sparkasse ihr Gebäude in der Corbiestraße aufgibt. Zusammmen mit einem Klingemann-Grundstück und der Fläche für das Haus Nazareth wäre genügend Platz vorhanden, ein solches Projekt direkt im Herzen der Stadt zu realisieren.
Doch diese Variante scheint Lichtjahre entfernt. Alles dreht sich um das Quartier Brenkhäuser Straße und den möglichen Investor »Kaufland«. Der hat bereits im Stillen fünf Jahre lang erfolglos um das Grundstück in der Corbiestraße gekämpft. Das Interesse ist nun erloschen.
Nach den Erfahrungen der Städte Geldern und Alfeld handelt es sich bei Kaufland um einen offenbar sehr verlässlichen Partner, der viel tut, um mit den Städten vernünftige Kompromisslösungen einzugehen. Allerdings muss man die Aussagen der Stadtvertreter aus Geldern und Alfeld relativieren: Sie können derzeit lediglich aus der Planungs- und Bauphase berichten. Da die Märkte in beiden Städten erst ein oder gar nur ein halbes Jahr laufen, gibt es keine langfristigen Erkenntnisse. Dies gilt natürlich auch für die Auswirkungen auf die jeweiligen Einzelhändler -ÊGeschäfte sterben nun mal langsam. Nach so kurzen Zeiträumen ist es daher unmöglich Aussagen darüber zu tätigen, ob Kaufland ein Segen ist oder nicht.
Noch schwieriger wird es, wenn man auf Basis dieser Aussagen Schlüsse für Höxter ziehen will. Daher darf dieser erste Erfahrungsaustausch nur als eine kleine Etappe auf einem langen Entscheidungsweg verstanden werden. Ausführlichst müssen sich die gewählten Vertreter der Bürger mit dem Einzelhandelsgutachten befassen und mit der Frage, was für Höxter gut ist. Das Versprechen, dass der Prozess transparent geführt wird, muss stets oberste Priorität haben. Anders lässt sich die Front nicht einreißen.

Artikel vom 12.11.2005