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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Demonstration gegen IG Metall


Sogar die aufgeschlossene und eher moderate IG Metall im Kreis Gütersloh greift mitunter auf überkommene Kampftechniken zurück. Im Falle der Großwäscherei Glowienka handelte sie sich dadurch in dieser Woche die erste Demonstration gegen eine Gewerkschaft in der Geschichte des Kreises Gütersloh ein.
Die Mitarbeiter während ihrer Arbeitszeit zu einer Versammlung einzuladen, ist angesichts der angespannten Situation in dem insolventen Unternehmen mehr als eine Panne. Anschließend werden die Übernahmeverhandlungen mit dem Berendsen-Konzern ohne Absprache mit dem Betriebsrat attackiert. Betriebsrat und Belegschaft mussten das als Provokation interpretieren. Den Demonstranten vorzuwerfen, sie seien gezielt für den Protest gegen die Gewerkschaft ausgesucht worden, zeugt von einer gewissen Borniertheit. Warum wohl demonstrierten die Arbeitnehmer gegen ihre eigene Interessen-Vertretung?
Dennoch ist die nun erreichte Verhandlungsbereitschaft zwischen der IG Metall und dem Berendsen-Konzern zu begrüßen. Die Gewerkschaft hat viel dazu beigetragen, dass es den Betrieb überhaupt noch gibt. Sie erst ermöglichte die Gründung eines Betriebsrates und forderte die Arbeitnehmer auf, trotz eines Verzichts auf bis zu drei Monatsgehältern, an den Maschinen weiterzuarbeiten. Weil nur eine »warme, unter Dampf stehende Wäscherei« (Ulrich Grocholl) zu verkaufen ist. Und wer künftig für 38 Stunden Arbeit in der Woche nur wenig mehr verdienen soll als es Sozialhilfe gibt, der braucht eine starke Interessen-Vertretung.

Artikel vom 12.11.2005