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Das Leben ist
lebenswert -
Tag für Tag

Casparus Post ist glücklich in Verl

Von Manfred Köhler
Verl (WB). Die Liebe hat ihn einst nach Verl geführt und die Ölbachgemeinde ist ihm inzwischen ans Herz gewachsen. »Ich fühle mich hier nicht nur zu Hause, ich bin hier zu Hause«, sagt Casparus Post. Dabei liegen zwischen seiner Vaterstadt und der neuen Heimat Welten: Der 45-jährige gebürtige Holländer stammt aus Rotterdam.

Dort ist er aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat im Elektrofachgeschäft seines Vaters gelernt und als Einzelhandelskaufmann mitgearbeitet. Dass er später einmal in Verl leben würde, hätte sich Casparus Post damals nicht träumen lassen. Zunächst zog es ihn in die Grenzstadt Venlo, wo er mit einem Freund einen Handel mit gebrauchten Fernsehern aus Hotels ins Leben rief und seinen Lkw-Führerschein machte, der später für sein Leben noch eine entscheidende Bedeutung bekommen sollte.
1989 stellte das Schicksal bei einem Urlaub in der Sonne des Südens die Weichen für den Beginn eines neuen Lebensabschnitts in Verl: Er lernte seine spätere Frau kennen und folgte ihr in ihre Heimat. Es wurde auch seine Heimat und der Ort, wo Casparus Post nach einem schweren Schicksalsschlag ein ganz neues Leben beginnen musste: In seinem neuen Beruf als Fernfahrer ereilte ihn im Oktober 1993 ein schwerer Unfall: Als er mit seinem Schwertransporter einen Bahnübergang bei Magdeburg kreuzen wollte, rammte ihn ein Güterzug. Seitdem sitzt Casparus Post im Rollstuhl.
Er sieht das Positive in seinem Unglück: »Ich hatte Glück im Unglück. Der Auflieger ist von meiner Zugmaschine abgerissen. Das hat mir das Leben gerettet.« Und für Casparus Post ist das Leben lebenswert - vor allem wegen seiner Tochter. Die zwölfjährige Mareike ist der Lebensmittelpunkt und -inhalt des allein erziehenden Vaters. »Wir haben ein gutes Leben, wir haben ein schönes Haus und alles, was man braucht«, freut sich der stolze Papa.
Und sie haben »Miss Marple« genannt »Missi«. Die temperamentvolle junge Boxerhündin liebt es, Mittelpunkt der Familie zu sein und ihren eigenen Kopf durchzusetzen. Doch in Mareike hat sie ihre Meisterin gefunden. Die zwölfjährige Realschülerin hat gerade ihren »Hundeführerschein« gemacht, wie ihr Papa stolz erzählt, und arbeitet im Boxerclub Gütersloh an der Erziehung von »Missi«. Casparus Post ist immer dabei und schaut Tochter und Vierbeiner gerne zu.
Doch auch er selber ist aktiv: Der ehemalige leidenschaftliche Radsportler ist nach seinem tragischen Unfall auf Basketball umgestiegen und mischt bei den »Hot Crocks« in Rheda-Wiedenbrück als Spieler und Übungsleiter mit. Gerade erst hat er mit seiner Mannschaft auf einem Turnier für die Aktion »Lichtblicke« in Krefeld den Pokal geholt.
Und trotz seiner Behinderung versorgt er auch sein Haus selber, putzt, kocht, bügelt, wäscht, räumt auf und erledigt die Einkäufe. Und die ganz besonders: »Es macht Spaß, in Verl unterwegs zu sein«, freut er sich. »Die Leute sind nett, die Mentalität gefällt mir.« Und Heimweh nach Rotterdam? »Dahin möchte ich nicht mehr zurück«, sagt er. »Wir haben hier viele Freunde und Verwandtschaft. Und ich fühle mich in dieser ländlichen Gegend viel wohler als in der Stadt.«
Natürlich ist Holland nicht nur Vergangenheit, sondern auch heute noch ein Teil seines Lebens, denn die Eltern leben dort noch. »Wir fahren öfter hin und machen dort ein bisschen Urlaub.« »Ein bisschen mehr Urlaub« würde Casparus Post am liebsten auf seiner Lieblingsinsel Mallorca machen. Vielleicht für immer. »Das Klima ist fantastisch, es tut meinen Knochen sehr gut. Vielleicht wird Mallorca ja irgendwann mal meine nächste Heimat.«

Artikel vom 11.11.2005