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Kampf gegen Warentest:
Uschi Glas erhält Preis

Hamburger Umweltinstitut will »Zivilcourage« belohnen

Werther/Hamburg (dh). Uschi Glas hat jetzt - wenn auch mit Verspätung - ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk erhalten: Im Streit mit der Stiftung Warentest um die Testergebnisse für ihre Gesichtscreme »hautnah« wird die Schauspielerin Ende November mit dem Preis »Laien schaffen Wissen« des Hamburger Umweltinstituts ausgezeichnet.

Das Forschungsinstitut, das auf ehrenamtlicher Basis arbeitet, verleiht den Preis an Personen, die sich in besonderer Weise dafür einsetzen, dass neue Fakten über wissenschaftliche Zusammenhänge erkannt und der Öffentlichkeit mitgeteilt werden. Uschi Glas erhalte die Urkunde (die nicht mit Geld, sondern mit der wissenschaftlichen Begleitung durch das Umweltinstitut dotiert ist), weil »sie durch ihre Zivilcourage neues Wissen über aktuelle wissenschaftliche Testmethoden geschaffen hat«, heißt es in einer Pressemitteilung. Außerdem habe sie die betroffene Kosmetikfirma (»4S-Marketing« aus Werther) unterstützt und nicht fallen gelassen.
Angesprochen auf Uschi Glas' Klage gegen Stiftung Warentest, die das Landgericht Berlin bekanntlich in erster Instanz abgelehnt hatte, sagte Dr. Michael Brangart, Wissenschaftlicher Leiter des Umweltinstituts, dem WESTFALEN-BLATT: »Es geht dabei nicht um das Gerichtsverfahren, sondern um die höchst zweifelhaften Testmethoden der Stiftung.« Nachdem eine Journalistin des Bayerischen Rundfunks Uschi Glas als Preisträgerin vorgeschlagen hatte, habe sich das Umweltinstitut ausgiebig informiert und sei selbst zu dem Schluss gekommen, dass die Testmethoden fraglich seien. Braungart: »Es ist schon merkwürdig, dass es nur ein Institut gibt, dass solche Cremes ohne Ausschreibung für die Stiftung testet, und dass der Chef auch noch im Warentest-Aufsichtsrat sitzt.« Die wissenschaftliche Seriösität der Stiftung wird nach Ansicht des Hamburger Umweltinstituts beispielsweise auch dadurch in Frage gestellt, dass die Stiftung die Tests unter anderem an schwerkranken Menschen hat durchführen lassen.
»Üblicherweise wäre eine prominente Person aus solche Negativbewertungen nicht weiter eingegangen, um möglichst schnell die Aufmerksamkeit auf anderes zu lenken«, heißt es in der Pressemitteilung weiter. »Frau Glas hat dies nicht getan, vor allem auch im Interesse eines kleinen Kosmetikunternehmens, das durch die Angelegenheit in seiner Existenz gefährdet wurde.«
Die Anerkennung wird der Schauspielerin am 30. November in München verliehen. Eine Verbindung zwischen »4S-Marketing« und dem Umweltinstitut gibt es nach Angaben von Braungart übrigens nicht.

Artikel vom 11.11.2005