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Kampf gegen Mitgliederschwund

Club-Geschäftsführer Fernando Carro will eingeschlagenen Weg fortsetzen


Gütersloh (mdel). Wenn die Gütersloher Filiale das Vorbild ist, dann dürfte einer besseren Zukunft für den Club Bertelsmann wenig entgegen stehen. Seit dem Umzug in die Berliner Straße und der Neueröffnung am 14. September konnten 600 neue Mitglieder gewonnen werden. »Das sind zehn Mal soviel wie üblich«, berichtet Filialleiterin Dolores Rohde, die gestern Nachmittag die bekannte Autorin und Fernsehmoderatorin Amelie Fried zur Lesung in der Club-Filiale begrüßen konnte.
Für den neuen Geschäftsführer Fernando Carro ist die Umgestaltung der früher angestaubt wirkenden Filialen ein Baustein auf dem Weg in die schwarzen Zahlen. »Wir wollen die Quadratur des Kreises: weniger Kosten und bessere Lagen«, sagt der 41-jährige Spanier, der vorzeitig die Nachfolge von Marc-Oliver Sommer angetreten hat und dessen eingeschlagenen Weg fortsetzen will. Als große Herausforderung bezeichnet Carro den Mitgliederschwund. Von drei Millionen Mitgliedern verliert der Club jährlich 15 Prozent. »Um das Niveau zu halten, müssen wir also jährlich 450 000 neu werben. Davon sind wir weit entfernt, das muss man man ehrlich sagen«, so der Geschäftsführer. Zwar kann der Club jährlich mehr als 300 000 Kunden neu für sich gewinnen, doch nur 250 000 bis 300 000 kaufen auch etwas.
Eine weitere Baustelle ist das Programm. Im spanischen Buchclub, für den Fernando Carro seit 2001 verantwortlich zeichnet, wird 85 Prozent des Umsatzes über den Verkauf von Büchern erzielt. In Deutschland waren es im vergangenen Jahr nur 60 Prozent. Nach der von Marc-Oliver Sommer eingeleiteten Programmoffensive sind es aktuell 74 Prozent. Um diese Quote weiter zu steigern, »müssen wir uns auf attraktive Inhalte konzentrieren«, erklärt der Spanier. Dazu zählen auch Veranstaltungen wie gestern mit Amelie Fried. Als nächstes wird die RTL-Reporterin Antonia Rados in Gütersloh zu Gast sein.
Carro ist optimistisch, dass dem deutschen Club im Jahr 2006 endgültig die Trendwende gelingen wird. Zwar sprach Bertelsmann-Chef Gunter Thielen bei der Pensionärsfeier am Dienstag noch von einem »Sorgenkind«, doch das ficht den neuen Geschäftsführer nicht an. »Wir haben eine Planung, in der wir schwarze Zahlen schreiben. Und ich werde mit aller Kraft und Kreativität daran arbeiten, damit wir dieses Ziel erreichen«, sagt der 41-Jährige. An der Kostenschraube soll nicht weiter gedreht werden. Dieser Prozess sei abgeschlossen. Das dürfte auch die Club-Mitarbeiter in Rheda erfreuen. Es gebe hier keine weiteren Pläne, Personal abzubauen. Woran sich die Beschäftigen dort noch gewöhnen müssen, ist das spanische Temperament. Als Amelie Fried gestern Mittag im Parkhotel erschien, gab es gleich erstmal zwei Küsschen auf die Wange vom neuen Geschäftsführer.

Artikel vom 10.11.2005