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Kaufland: Bürger in Dialog einbinden

Berichte über die Erfahrungen in Geldern und Alfeld -ÊKritik: »Vergleich nicht möglich«

Von Ingo Schmitz
Höxter (WB). Die mögliche Ansiedlung eines Kaufland-Supermarktes in Höxter findet nach wie vor zahlreiche Kritiker. Das wurde am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung deutlich. Die war übrigens bestens besucht: Etwa 150 Zuhörer kamen in die Realschul-Aula.

Die Stadt Höxter hatte im interkommunalen Erfahrungsaustausch Vertreter der beiden Städte Geldern (Niederrhein) und Alfeld eingeladen. Ziel ist es, die Bürger so früh wie möglich mit in einen transparent gestalteten Entscheidungsprozess einzubinden. In Geldern gibt es seit einem Jahr einen Kaufland, in Alfeld erst seit sechs Monaten. Weder Bürgermeister Ulrich Janssen (Geldern) noch der Alfelder Baudezernent Mario Stellmacher konnte über schlechte Erfahrungen mit dem Unternehmen berichten. Im Gegenteil: Beide Stadtvertreter bezeichneten die jeweiligen Ansiedlungen als einen Erfolg. Bürgermeister Ulrich Janssen betonte: »Kaufland hat alles gehalten, was versprochen wurde.«
In Geldern (34 000 Einwohner) habe die Ansiedlung des Kaufland-Marktes in sensibler Lage wie in Höxter zunächst für Unstimmigkeiten gesorgt. Dies habe sich aber geändert, als man die Bürger mit in den Dialog eingebunden habe. Mehrere Varianten seien diskutiert worden. Die letztlich realisierte Anbindung des Marktes sei sogar ein Vorschlag aus der Bürgerschaft gewesen. Zudem berichtete der Bürgermeister davon, dass man vor der Ansiedlung die Verträglichkeit des Sortiments als auch die Außenwirkung auf die Nachbarstädte untersucht habe. Beim Bau sei alles reibungslos verlaufen: »Es war keine einfache Baustelle, doch der Bauleiter hat sich sofort darum gekümmert, wenn es Beschwerden gab.« Zudem sei Kaufland inzwischen Mitglied im Werbering und die 350 ebenerdigen Parkplätze könnten bei Großveranstaltungen mitgenutzt werden. Eine Befragung unter Passanten habe ergeben, dass die Kunden nun häufiger in die Stadt kämen, um einzukaufen. Janssen sprach von einem Umsatzplus in Höhe von zwölf Millionen Euro. Sicherlich gebe es jetzt zusätzliche Konkurrenz, so Reinhard Richter vom Werbering Geldern. Aber: »Es gibt nun zusätzliche Kundenfrequenz und die bringt auch den anderen Geschäftsleuten Kundschaft -Êauch aus dem Umland.«
Mario Stellmacher, Baudezernent der Stadt Alfeld (23 000 Einwohner), berichtete, dass Kaufland ein harter aber fairer Verhandlungspartner sei. Für Alfeld sei die Ansiedlung die Rettung gewesen: Dadurch verschwand am Ende der Fußgängerzone ein großer Leerstand.
In der Diskussion wurde kritisiert, dass die beiden Beispiele aus Geldern und Alfeld nicht mit Höxter verglichen werden könnten, da sich die jeweiligen Kaufland-Märkte direkt im Haupteinkaufsbereich der Städte befänden. Dies sei in Höxter ganz anders, da der Standort nur teilintegriert sei. »Zwischen dem alten Kaisers-Markt und der Fußgängerzone liegen 300 Meter kaufmännisches Niemandsland. Zudem sind massive Einschnitte nötig, um die Verkehrsprobleme zu lösen«, stellte Dr. Ulf Möschler fest. Olaf Linnenburger (Forum für Höxter) warnte ausdrücklich davor, den Versuch zu starten, zwischen dem Standort Brenkhäuser Straße und der Fußgängerzone weiteren Handel anzusiedeln. »Das wird nur zu weiteren Leerständen in der Innenstadt führen«, stellte er fest.
Auch Jürgen Knabe, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, stellte fest, dass eine nahtlose Verbindung zur Fußgängerzone nicht hinzubekommen sei. »Ich kann derzeit keine Notwendigkeit für einen großflächigen Einzelhandelsmarkt erkennen«, sagte Knabe. Die Verwaltungsspitze betonte, dass es in diesem Prozess auf allen Seiten wichtig sei, Argumenten und Fakten gegenüber offen zu sein. Wenn das nicht gelänge, werde es zwei Fronten geben.

Artikel vom 11.11.2005