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Rund 230000 Euro kostet die Punktschweiß-Roboter-Anlage, die bei einem Automobil-Zulieferer dicke Bleche für Sonderfahrzeuge schweißen soll. Firmenchef Alfred Becker präsentiert die Sonderanfertigung.

Roboter sortieren und schweißen

Becker Automatisierungstechnik fertigt in Büren Maßlösungen für ihre Kunden

Von Heinz-Peter Manuel
Büren (WV). Mit dem Vorwurf, seine Firma trage zur Vernichtung von Arbeitsplätzen bei, kann Alfred Becker gut leben. Aus seiner Sicht stimmt er nämlich nicht. »Gäbe es keine Industrieroboter, könnten manche Firmen in Deutschland überhaupt nicht mehr existieren«, sagt er. Entweder wären die Fertigungskosten viel zu hoch, um im internationalen Wettbewerb konkurrieren zu können. Oder aber die verlangten Arbeitsschritte sind so stupide oder in einem belasteten Umfeld angesiedelt, dass man hierzulande gar keine Mitarbeiter dafür finden würde.

Schon gar nicht gilt die These für den eigenen Betrieb. Denn als Becker im Jahr 2000 die seit 1992 bestehende Firma von Soest nach Büren ins Industriegebiet West verlegte, begleiteten ihn drei Arbeitskräfte. Heute zählt die »Becker Automatisierungstechnik« am Oberen Westring 20 Mitarbeiter. Sie alle tragen in ganz unterschiedlichen Bereichen - vom Elektriker oder Mechaniker bis zum Ingenieur oder Computerspezialisten - dazu bei, dass das Unternehmen seinen Kunden speziell gefertigte Problemlösungen im Automatisierungsbereich anbieten kann.
Zwar sind die Roboteranlagen auf den ersten Blick sehr teuer, doch amortisieren sich die Ausgaben in der Regel sehr schnell, wie Firmenchef Alfred Becker weiß.
Gleich zwei Beispiele von Großanlagen, die jeweils so viel kosten wie ein schmuckes Einfamilienhaus, sind derzeit in der Beckerschen Werkhalle. Beide Spezialanlagen stehen kurz vor der Fertigstellung und werden in den nächsten Tagen bei den Kunden aufgebaut.
Rund 230 000 Euro kostet eine Punktschweiß-Roboter-Anlage, die für einen namhaften Automobil-Zulieferer in Norddeutschland gefertigt wird. Die Anlage kann wesentlich dickere Bleche als die ansonsten in der Automobilindustrie üblichen Stärken von 0,8 bis ein Millimeter verarbeiten. Für Sonderfahrzeuge werden hier zwei bis drei Millimeter dicke Bleche verschweisst.
Besonderheiten des Roboters sind, dass er mit zwei unterschiedlichen Werkköpfen arbeitet und diese auch automatisch wechselt. Außergewöhnlich ist auch die zweite Werkstückaufnahme. Während der Roboter auf der einen Seite schweisst, bestückt der Beschicker die zweite Aufnahme bereits mit neuen Werkstücken oder räumt die fertigen Teile wieder ab. So ist eine Produktion nahezu ohne verschwendete Zeiten möglich.
Kernstück der Anlage ist - auf Wunsch des Kunden - ein ABB-Roboter, der aus Schweden kommt. Üblicherweise bestückt Becker seine Anlagen mit Robotern von Mitsubishi (bis zwölf Kilogramm Tragkraft) oder Kuka (maximal 50 Kilogramm). »Inzwischen haben wir Erfahrungen mit sieben verschiedenen Robotersystemen«, deutet Becker auch in diesem Bereich Vielfalt an.
Eine Spezialanfertigung ist auch eine nahezu 25 Meter lange Rohr-Sortieranlage, die künftig am Rande des Ruhrgebietes ihren Dienst tun wird. Die Anlage kann 26 verschiedene Rohrtypen unterscheiden, sie aufnehmen und in entsprechende Boxen sortieren. Die Spezialrohre für die Flüssigstahl-Industrie unterscheiden sich in Gewicht, Größe und Legierung. Aus Platzgründen werden die bis zu 1,60 Meter langen Rohre hängend transportiert. 250 000 Euro lässt sich der Kunde diese Spezial-Applikation kosten. Bislang müssen die zum Teil schweren Werkstücke von Hand sortiert und transportiert werden.
»Der Einsatzbereich unserer Produkte ist riesig«, sieht Alfred Becker einen wachsenden Markt für die automatisierten Helfer. Und so stehen Becker-Roboter auch jetzt schon in Werken mit ganz unterschiedlichen Arbeitsgebieten. Laboranwendungen (Haare oder Teller waschen) gehören ebenso dazu wie der Einsatz im Lebensmittel-, Stahl-, Holz- oder Kunststoffbereich.
Um sich am Markt behaupten zu können, müssen die Becker-Mitarbeiter ständig auf dem Laufenden bleiben. Abgesehen davon, dass sie die Anlagen beim Kunden auch montieren und in Betrieb nehmen und später auch warten, gehören dazu auch regelmäßige Schulungen. »Bei uns wird Flexibilität noch groß geschrieben«, sagt Alfred Becker.

Artikel vom 10.11.2005