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Tafel erinnert an Synagoge

Gedenken an Reichspogromnacht im November 1938


Gütersloh (mdel). In zwei Gedenkveranstaltungen erinnerten der Heimatverein und der Christenrat gestern Nachmittag an den Pogrom gegen die jüdischen Mitbürger in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938.
Eine bronzene Gedenktafel ließ der Heimatverein in den Bürgersteig der Daltropstraße ein. Sie soll an den Standort der 1938 zerstörten Synagoge erinnern. Die Initiative übernahm federführend für den Heimatverein Remigius von Boeselager. Erstellt wurde die Tafel von Wolfgang Schmitz. Welch dramatische Szenen sich vor 67 Jahren in Gütersloh abgespielt haben, verdeutlichte Zeitzeuge Ludwig Hark. Er erklärte, wie die Familie Daltrop noch am 10. November 1938 bei seinem Vater - einem Fensterbauer - neue Scheiben bestellte. »Der alte Daltrop wusste noch gar nicht, was auf ihn zukommen würde. Als er dann nach Hause kam, kassierten ihn die Nazis ein und das Haus brannte«, erinnerte sich Hark.
Mit einer Lesung begann der Christenrat Gütersloh seine Gedenkfeier an die Reichspogromnacht. Schüler des elften Jahrgangs des Stiftischen Gymnasiums lasen aus dem Buch »Der grauende Morgen« von Imo Moszkowicz. Vor dem jüdischen Mahnmal ermunterte Bürgermeisterin Maria Unger anschließend zur Zivilcourage. Am 9. und 10. November 1938 sei das vertraute Leben der Gütersloher Bürger jüdischen Glaubens mit einem Schlag wertlos geworden. »Wir sind erfüllt von einer tiefen Scham, von Traurigkeit und Betroffenheit. Es macht uns auch heute noch immer fassungslos, was damals geschehen ist«, sagte Unger und forderte die Bürger zu Toleranz und gegenseitiger Akzeptanz auf.

Artikel vom 10.11.2005