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Lust am Böllern ist seit
Urzeiten Männersache

Schon kleine Jungen erschrecken sich gern gegenseitig

Der Jahreswechsel ist unüberhörbar. Überall ertönen Knallkörper, erhellen Leuchtraketen die Nacht und gelernte Pyrotechniker veranstalten regelrechte Feuerwerk-Shows.
Das alte Jahr mit Knallerei und Feuerwerk zu verabschieden, ist seit Urgedenken Männersache. »Schon in den archaischen Gesellschaften waren es die Männer, die sich mit lautem Herumknallen gegenseitig imponierten«, sagt Peter Walschburger, Psychologe an der Freien Universität (FU) Berlin. Daran knüpfe auch der ursprünglich heidnische Brauch an, zum Jahresende die bösen Geister mit Lärm und Bränden zu vertreiben.
Die meisten Frauen tolerierten das Feuerwerk an Silvester nur. Sie hielten sich dabei oft im Hintergrund. »Es sind nach wie vor die Männer, die das Feuer im Auge haben«, sagt Walschburger. Die Lust, sich gegenseitig zu erschrecken, beginne schon bei Jungen im Alter von etwa sieben Jahren und finde ihren Höhepunkt in der Pubertät. Später lasse diese Lust, sich zu stimulieren zwar nach. Aber auch bei erwachsenen Männern sei das Bedürfnis »ordentlich herumzuknallen« noch stark genug ausgeprägt. Auch in südlichen Ländern gebe es dieses Phänomen, wenn Männer beispielsweise bei Hochzeitsgesellschaften vor Freude in die Luft schießen.
Bei alten Menschen und ganz kleinen Kindern überwiege hingegen die Angst vor der lauten Böllerei. »Ebenso verhält es sich bei Tieren, die nicht einordnen können, ob das ernst gemeint ist und für sie eine Gefahr bedeutet«, sagt Walschburger. Diese müsse man daher eher schützen, wenn das große Feuerwerk beginnt. Zu beobachten sei auch, dass in Gesellschaften, die im Frieden leben, deutlich mehr geknallt wird. »In Krisen- und Kriegsgebieten fehlt den Menschen dazu verständlicher Weise der Sinn«, sagte der Berliner Wissenschaftler.

Artikel vom 24.12.2005