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Bürger schreiben Geschichte(n)

Gemeindearchiv und -bibliothek laden zum Projekt »Mein 18. November« ein

Steinhagen (anb). Was die Steinhagener am 18. November 2005 getan haben, das sollen sie nicht so schnell vergessen. Das könnte aber irgendwann in der Zukunft auch Forschern Auskunft geben über das »Leben damals«. Denn die Steinhagener sind jetzt - ebenso wie der Rest Westfalens - aufgerufen, unter dem Motto »Mein 18. November« Geschichte(n) zu schreiben.

Gemeindearchiv und Gemeindebibliothek, Petra Holländer und Regina Howorek also, laden alle Erwachsenen, Kinder und Jugendlichen ein, sich an dem Projekt der Volkskundlichen Kommission für Westfalen, die beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe angesiedelt ist, zu beteiligen. »Ich fände es einfach sehr gut, wenn in 100 Jahren mehr von Steinhagen als nur unsere Verwaltungsakten übrig wären«, sagt Archivarin Petra Holländer: »Wir interessieren uns ja heute auch für den Alltag der Menschen in früheren Jahrhunderten und wissen, wie schwer es ist, darüber etwas zu finden.« Sie selbst wird die Aktion in jedem Fall unterstützen und ihre Erlebnisse vom 18. November aufschreiben. Auch ihr Ehemann, Bürgermeister Klaus Besser, sowie Bibliothekarin Regina Howorek und Schulamtsleiter Joachim Scholz, selbst Steinhagens Heimatvereinsvorsitzende Margret Krullmann haben Beiträge versprochen.
Damit die Berichte aus Steinhagen nicht so sang- und klanglos einfach per Post nach Münster gehen, laden Archiv und Bibliothek am Montag, 21. November, von 18 bis 20 Uhr zum gemütlichen Abend bei Tee und Rotwein ins Rathaus ein. Wer mag, kann dann seinen »18. November« vorlesen und mit anderen Teilnehmern über die Erlebnisse plaudern. Und natürlich besteht auch die Möglichkeit, einfach einen Umschlag zur Weiterleitung an die Kommission abzugeben. Jeder darf, niemand muss seine Geschichte öffentlich machen. Auch die Archivare in Münster garantieren Anonymität und bieten sogar die Möglichkeit, dass Briefe erst in 50 Jahren geöffnet werden. Wichtig ist ihnen nur, dass über diese Aktion eben das, was nicht in den Geschichtsbüchern steht, weil es den ganz normalen Bürger betrifft, mit der nächsten Generation nicht verloren ist.
Gefragt ist nicht das Besondere, nicht das Spektakuläre. Die Westfalen sollen erzählen, wie sie diesen ganz willkürlich ausgesuchten Freitag, den 18. November, tatsächlich verbracht haben. Wann sind sie aufgestanden? Was gab es zum Frühstück? Wie war der Arbeitstag? Wie war das Wetter? Worüber haben sie nachgedacht, worüber haben sie sich gefreut, worüber geärgert? Ob chronologisch, als Tagebuchbericht oder als Essay über nur ein Erlebnis dieses Tages - alle Schilderungen sind der Kommission willkommen. Und wer mag, der kann dazu auch Fotos einreichen.
www.mein18november.de

Artikel vom 10.11.2005