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Bürgerinitiativen haben schon Vorhaben
der Verwaltung stark in Frage gestellt

Langjähriger CDU-Ratsherr Hagemeister hält Umgehung für überflüssig


Die geplante und umstrittene Umgehungsstraße bleibt in Bad Lippspringe Streitthema Nummer eins. Dazu meint dieser Leser:
Als Einwohner der Stadt Bad Lippspringe und lange Zeit politisch engagierter Bürger möchte ich Stellung nehmen zu der Umgehungsstraße, die in der kommenden Woche durch den Rat unserer Stadt genehmigt werden soll.
Ich wohne seit 77 Jahren am Marktplatz in der Mitte unserer Badestadt. Schon immer finden zwei Markttage pro Woche auf dem Marktplatz statt. Die vielfältigen Veranstaltungen in der Innenstadt führen zusätzlich zu erheblichen Lärmimmissionen. Die Umgestaltung des Marktplatzes vom reinen Fußgängerbereich in einen Parkplatz verursacht entsprechende Lärmbelästigungen. So kann ich durchaus diejenigen Anwohner einer neuen Trasse verstehen, die Belästigungen durch diese ungewollte Straße nicht ertragen möchten.
Warum müssen Bürgermeister und Rat gegen den Willen der Bewohner des gesamten Bebauungsgebietes diese Straße durchsetzen? Sie wird kategorisch abgelehnt, weil sie allen Anwohnern Schaden zufügen wird.
Anfang der 70-iger Jahre wurde im Rat der Stadt - weil immer wieder bei übergeordneten Behörden damit gedroht wurde, aufgrund der B 1 den Status als Heilbad abzuerkennen - der Beschluss gefasst, über den Pfingstuhlweg und die darauf folgende Osttangente eine Umgehungsstraße vorzusehen. Sie wurde in den Flächennutzungsplan aufgenommen, um die Ernsthaftigkeit dieses Vorhabens zu dokumentieren. Zu dieser Zeit war die gesamte Bebauung, die heute durch eine solche Straße beeinträchtigt wird, noch nicht vorhanden.
Hier wurde die B 1 neu für den Verkehr freigegeben und hat in Bad Lippspringe zu massiven Verkehrsentlastungen geführt. Der gesamte Lkw-Verkehr und das Pkw-Aufkommen, das nicht Ziel- und Quellverkehr der Stadt ist, wurde aus der Stadt herausgenommen. Die Detmolder Straße wurde folgerichtig herabgestuft und ist seitdem eine Stadtstraße. Sie ist der Zeit entsprechend gut ausgebaut und nimmt zum wesentlichen Teil den Ziel- und Quellverkehr auf.
Es stellt sich die alles entscheidende Frage: Macht die neue Umgehungsstraße auf der derzeit geplanten Trasse überhaupt noch Sinn? Ich gebe zu bedenken, dass die heutige Planung und die seinerzeitige Aufnahme in den Flächennutzungsplan auf anderen Voraussetzungen beruhte.
Gemäß des nunmehr vorliegenden Gutachten ist eine Gefährdung unseres Heilbad-Status nicht zu befürchten. Das Verkehrsaufkommen wird zudem noch als rückläufig prognostiziert. Außerdem wird man den Ziel- und Quellfahrern schwerlich verbieten können, die Detmolder Straße zu benutzen und die durch das bloße Vorhandensein einer Umgehungsstraße zur Befahrung dieses Umweges zwingen können. Auch liegen die vorgesehenen Anbindungen viel zu nah am Innenstadtbereich, um eine nennenswerte Verkehrsentlastung zu bewirken.
Der Pfingstuhlweg wird heute schon als Alternative zur Detmolder Straße genutzt, sollte jedoch, um die Entlastungswirkung noch zu erhöhen, endlich richtig ausgebaut werden.
Eine Anbindung des Pfingststuhlweges an die Kreisstraße L 937 in geraden Straßenführung hielte ich, wenn überhaupt, für eine sinnvollere Lösung, da auf die Kreisstraße bereis fünf ausgebaute Straßen münden. Diese Straßen erschließen das östliche Stadtbiet in einem durchaus ausreichenden Maße. Eine solch kleine Lösung wäre zudem auch noch wesentlich verträglich für unser eh schon genug gebeuteltes Stadtsäckel.
Hier stehen sicherlich wichtigere Aufgaben an. Ich nenne eine bitter notwendige Wirtschaftsförderung (in der Innenstadt stehen allein 27 Ladenlokale leer) oder die Sorgen beim MZG.
In unserer Nachbarstadt Paderborn sind durch Bürgerinitiativen schon so manche Vorhaben der Stadtverwaltung in Frage gestellt worden. So kann auch in Bad Lippspringe entsprechender Bürgersinn dem Vorhaben noch eine entscheidende Wendung geben. Ich appelliere darum an den Rat der Stadt und den Bürgermeister, bei ihrer Entscheidung alle Gesichtspunkte zu würdigen und die notwendige Sorgfalt und Rücksichtnahme walten zu lassen.
ALFONS HAGEMEISTER
Am Markt
Bad Lippspringe

Artikel vom 10.11.2005