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Glückliche Zeit im
Warthegau verbracht

Martha Treichel feiert 90. Geburtstag

Oppenwehe (WB). Als Martha Treichel, geb. Siekermann, aus Oppenwehe, Molkereiweg 22, am 9. November 1915 in Kleedorf im Warthegau geboren wurde, konnte niemand ahnen, dass sie einmal ihren 90. Geburtstag in Westfalen erleben würde. Dieser Tag war gestern. Feiern will ihn die Jubilarin aber erst am kommenden Sonntag, 13. November, im Moorhof Heini Huck. Ab 10 Uhr empfängt sie ihre Gäste.

Viele Glückwünsche werden der Hochbetagten zu ihrem Ehrentag zugehen. Auch von der Gemeinde Stemwede und von der Frauenhilfe Oppenwehe. Bei den Vorbereitungen für ihren Geburtstag hat Martha Treichel oft an ihre Kindheit und Jugendzeit im Warthegau im Kreis von fünf Geschwistern, die schon alle verstorben sind, zurückgedacht. Ihre Eltern hatten dort einen Bauernhof. Außerdem betrieb der Vater eine Tischlerei und hatte mehrere Mitarbeiter. Die Jubilarin war nach Schulzeit und Konfirmation in der Haus- und Landwirtschaft tätig.
Am 24. November 1938 heiratete sie den Landwirt Wilhelm Treichel aus Bischofssee, einem Nachbardorf von Kleedorf. Gemeinsam bauten sie die Landwirtschaft - zum Hof gehörten 83 Morgen Land - weiter auf. Doch 1939 brach der Krieg aus und im Dezember 1940 musste Wilhelm Treichel Soldat werden. Nach der Ausbildung kam er nach Russland und wurde später als vermisst gemeldet. Erst 1973 erhielt die Jubilarin über sein Schicksal Gewissheit, als ihr vom DRK-Suchdienst mitgeteilt wurden, dass ihr Mann bei einem Spähtruppunternehmen umgekommen sei.
Unterstützt von einigen polnischen Mitarbeitern setzte Martha Treichel die Bewirtschaftung ihres Hofes fort, bis sie am 20. Januar 1945 mit ihrem viereinhalbjährigen Sohn Harry und ihrer Mutter wegen der näher kommenden Front die Heimat verlassen musste. Mit Pferd und Wagen kamen sie bis Soldin, dann ging es mit der Bahn weiter nach Berlin und von da zu einem Bruder ihrer Mutter nach Mecklenburg-Schwerin.
Dort erlebten sie das Kriegsende. Einige Zeit später zog die Familie nach Dielingen, dann nach Haldem und 1959 nach Oppenwehe. Martha Treichel war immer in der Landwirtschaft und im Haushalt tätig.
1959 erwarb sie in Oppenwehe das heutige Grundstück und errichtete darauf ein Haus, in das sie im November 1963 einzog. Hier verbringt die Jubilarin heute ihren Lebensabend. Ihr Sohn wohnt in Bünde. Enkel- und Urenkelkinder gehören zu ihren Nachkommen. Diese gehören am Sonntag bei der Geburtstagsfeier mit zu ihren liebsten Gratulanten. Oft denkt Martha Treichel an ihre Heimat im Warthegau zurück, wo sie die schönste und glücklichste Zeit ihres Lebens verbracht hat.

Artikel vom 10.11.2005