10.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Packende Messvertonung
eröffnet die Adventszeit

Konzert »Verler Winter« mit großem Haydn-Werk


Verl-Kaunitz (WB). Einen spektakulären Auftakt der Adventszeit verspricht das 36. Konzert der Reihe »Verler Vier Jahreszeiten«: Beim »Verler Winter« am Samstag, 26. November, werden die insgesamt mehr als 100 Sänger der Gymnasialchöre »Verler Vier Jahreszeiten« und Schloß Holte-Stukenbrock sowie des Gesangvereins »Hoffnung« Wiedenbrück gemeinsam mit dem Symphonieorchester »Verler Vier Jahreszeiten« (Leitung: Knut Peters) Joseph Haydns »Nelson-Messe« aufführen. Das Konzert beginnt um 20 Uhr in der St. Marienkirche in Kaunitz.
In der gesamten Wiener Klassik existiert kaum eine mitreißendere Messvertonung als Haydns »Missa in angustiis« (»Nelson-Messe«), die vom ersten Choreinsatz bis zum letzten Akkord zu fesseln vermag. Schon die Anrufungen des Herrn, den Gläubigen in seinem Beten und Singen zu erhören, erfolgen in extremer Intensität und stetiger Klimax. Die Verzweiflung des in seiner irdischen Not bei Gott Hilfe Suchenden wird eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht, bevor im »Gloria in excelsis Deo« die Preisungen Gottes mit hellem Jubel erklingen. Die gesamte Messe lebt von starken Kontrasten, was innerhalb des »Glorias« auch durch das »Miserere nobis«, also das Bitten um das Erbarmen Gottes, mit seinem schlichten, aber höchst bewegenden psalmodierenden Stil verdeutlicht wird.
Höhepunkte sind ferner das »Et resurrexit«, die überschwängliche musikalische Gestaltung der Verkündung der Auferstehung Jesu Christi, und die spätere künstlerisch originelle Darstellung der Glückseligkeit der Menschen. Auch der letzte Satz, das »Dona nobis pacem«, hat den verzweifelten Gestus gänzlich verloren und ist aufgrund offensichtlicher Heilsgewissheit von geradezu fröhlichem Übermut geprägt, bevor das Werk mit letzten intensiven akklamatorischen Friedensbitten schließt.
Die Komposition trägt den Beinamen »Nelson-Messe«, da zur Zeit ihrer Vollendung 1798 Admiral Nelson, der damals als Friedensbringer und Erretter Europas aus großer Not gesehen wurde, eine bedeutende Schlacht gegen die Franzosen gewinnen konnte. Man vermutet, dass Haydn deshalb im sonst eher zurückhaltend und lyrisch vertonten »Benedictus qui venit in nomine Domini« (Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn) überraschend Pauken und Trompeten im Wechsel mit dem einstimmig singenden Chor fanfarenartige Siegessignale schmettern lässt.
Ursprünglich hatte Haydn die Messe wegen finanzieller Schwierigkeiten seines Auftraggebers Fürst Esterhàzy nur für Streicher, Orgel, drei Trompeten und Pauken konzipiert. Später verlangte er aber die Integrierung der vollen Holz- und Blechbläserstimmen, was zu einer Intensivierung der Klangpracht führt. Diese selten gespielte spätere Instrumentationsfassung wird in der Marienkirche realisiert. Weitere Höhepunkte sind die solistischen Anteile, für die Kerstin Maria Wüller (Sopran), Dshamilja Kaiser (Alt), Luca Martin (Tenor) und Lars Woldt (Bass) gewonnen werden konnten.
Beim »Verler Winter« wird zugleich der Zyklus »Sämtliche Symphonien Ludwig van Beethovens in Verl« abgeschlossen: mit der Aufführung der »Symphonie Nr. 4 B-Dur«, die neben der Haydn-Messe erklingen wird.
Karten im Vorverkauf gibt's in der Buchhandlung »Pegasus« in Verl, bei Elektro Schulmeister in Kaunitz, in der Buchhandlung Strathmann in Schloß Holte sowie in der MusiKiste in Gütersloh. Veranstalter des Konzerts ist der Musik- und Kulturverband Verl.

Artikel vom 10.11.2005