10.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schüler zeigen
keine Spur von
»Null Bock«

Kalenderprojekt fördert den Ehrgeiz

Von Markus Poch
Senne (WB). »Stinknormale Verschraubungsprodukte zu sehenswerten Kunstwerken zu machen, ist eine tolle Sache«, sagt Georg Kälble. Der 46-Jährige arbeitet als Werbeleiter bei der Firma Parker-Hannifin in Senne und kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Voller Freude hat er beobachtet, wie Schülerinnen und Schüler der Realschule Senne in Kooperation mit seinem Arbeitgeber einen edlen Kunstkalender für 2006 verwirklichten.
Monatsblatt Mai: ein Metallspäne-Objekt auf Kunstrasen von Dieter Eichmann (17), Felix Spreen (16), Matthew Davies (17), André Polikeit (17).

Die Idee stammte ursprünglich von Kunstlehrerin Sylvia Denner. Zusammen mit ihrer Kollegin Rosemarie Amelung hatte sie sich dafür eingesetzt, dass 80 Schüler aus den Kunstkursen der Klassen neun und zehn Einblicke in die Produktion des seit Jahren befreundeten Industrie-Unternehmens bekommen. Sowohl ihre Eindrücke als auch Abfallprodukte wie Metallspäne verarbeiteten sie in den unterschiedlichsten Bildern, Skulpturen, Objekten und Kollagen (das WESTFALEN-BLATT berichtete).
»Die Jugendlichen waren in unserem Betrieb derart begeistert bei der Sache - von der oft bemängelten ÝNull-Bock-StimmungÜ fehlte jede Spur«, stellte Kälble fest. Ausbildungsleiter Eberhard Wernekenschnieder machte sehr ähnliche Erfahrungen. Und dann hielten beide plötzlich die ersten Probedrucke der Monatsseiten in den Händen. Wenn der Kalender im Druck genau so gut kommt, wie es die letzten Testblätter andeuteten, will Kälble ihn sogar zu Wettbewerben einschicken.
Die Kollektion von 13 ausgefallenen Schülerarbeiten erscheint offiziell am 22. November mit hochwertiger Ringbindung auf 250 Gramm gestrichenem Papier. Die Herstellungskosten, möglicherweise ein fünfstelliger Betrag, übernahm fast komplett die Firma Parker-Hannifin, die dazu in Bescheidenheit schweigt. Die Realschule Senne beteiligte sich mit 1 000 Euro. So ist der Kalender vom Stichtag an im Sekretariat zum Spezialpreis von 5 Euro erhältlich.
Doch wer traf die Auswahl, welche 13 der 80 Exponate im Kalender großformatig verewigt werden sollten? »Während der Sommerferien hatten wir die komplette Sammlung bei uns im Unternehmen ausgestellt«, erklärt Karin Obelode, Personalreferentin und Betreuerin des Projektes. »Unsere Mitarbeiter sollten die Werke bewerten. Daraus hat sich dann ein Ranking ergeben.« Weitere Auswahlkriterien seien der künstlerische Wert gewesen und die Art der Darstellung. Außerdem sollte der Kalender auch eine gewisse Vielfalt abdecken, nicht zuletzt mit Blick auf die Jahreszeiten.
Den treffenden Titel »Eine starke Verbindung!« und alle weiteren gestalterischen Raffinessen gehen auf das Konto der Grafikdesignerin Sylvia Claassen aus Lemgo. Die 43-Jährige entdeckte das Schraubenschlüssel-Motiv der 16-jährigen Jennifer Stricker als Titelbild, sie positionierte die Selbstdarstellungen der Realschule und des Unternehmens Parker-Hannifin sowie die Kunstwerke auf schlicht weißem Untergrund, um die Blicke auf das Wesentliche zu lenken. Ein schöner Trost für alle Schüler, deren Arbeit nicht in die engere Auswahl kam: Sämtliche Motive sind in Miniaturausgabe auf dem letzten Kalenderblatt vorhanden.

Artikel vom 10.11.2005