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Der Mensch bestimmt Art der Diakonie

Tag der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft im Wittekindshof

Bad Oeynhausen-Volmerdingsen (AM). »Das Ziel als christliche Einrichtung erkennbar zu bleiben, kommt nur durch Menschen zustande. Nicht die Form der Gebäude ist entscheidend, sondern die Menschen, die darin arbeiten.« Dieses Ziel einer Diakonie beschrieb Michael Postzich, Pfarrer der Diakonischen Brüder- und Schwesternschaft, in der sich mehr als 1 400 Mitarbeiter sowie Ruheständler der Diakonischen Stiftung Wittekindshof zu einer geistlichen Dienst- und Lebensgemeinschaft zusammengeschlossen haben.

Personalentwicklung und diakonisches Profil war das Thema des diesjährigen Brüder- und Schwesterntages. Die beiden Hauptreferenten, Michael Postzich und Martin Fels, der als Ressortleiter im Wittekindshof für das Personalwesen verantwortlich ist, vertraten die These, dass das Personalprofil einer Einrichtung ein konstituierendes Element diakonischer Arbeit sei. »Nur Menschen mit bestimmten Profilmerkmalen können Arbeit zu diakonischer Arbeit werden lassen«, erklärte Martin Fels und betonte, dass das Unterscheidungsmerkmal ÝdiakonischÜ nicht einfach wie ein Etikett aufgeklebt werden könne: »Nicht dadurch, dass ein Diakon eine Betreuungsleistung erbringt, wird die Leistung diakonisch. Ebenso wenig wie die Leistung eines Mitarbeiters, der nicht in ein diakonisches Amt eingesegnet wurde, seine Leistungen zu einer nicht-diakonischen Leistung degradiert.« Grundsätzlich könne jeder Mitarbeiter diakonische Leistungen erbringen. Aufgrund der Schwerpunktsetzung in der Ausbildung könne man jedoch davon ausgehen, dass ein geschulter Mitarbeiter eher in der Lage sei, durch die Art und Weise, wie er konkret Aufgaben erfülle, seinen Betreuungsdienst zu diakonischer Arbeit werden zu lassen.
Die eher theoretischen Überlegungen von Martin Fels hat Pfarrer Postzich mit praktischen Beispielen konkretisiert. Um als christliche Einrichtung erkennbar zu bleiben, reiche die christliche Ausrichtung und die Frömmigkeit eines Mitarbeiters allein nicht aus. Entscheidend sei das, was spürbar werde. »Der zentrale Kundennutzen für Menschen mit Behinderungen ist die Warmherzigkeit und die Zugewandtheit des Mitarbeiters.« Für den Adressaten müsse die christliche Haltung der Unterstützung erlebbar sein in deren Zugewandtheit, Freundlichkeit und Verlässlichkeit.
Um Missverständnisse zu vermeiden betonte Michael Postzich, dass Freundlichkeit nicht die aufgesetzte Maske sei, sondern authentisches Auftreten, das dem anderen die Wertschätzung zeige. Außerdem warnte er davor, dass mangelnde Zugewandtheit oder Verlässlichkeit durch Fortbildungen behoben werden könnten. Sollte es an diesen Fähigkeiten mangeln, riet er bei Neuanstellungen im Rahmen der Probezeit die schmerzliche Entscheidung zur Trennung zu treffen, da falsch verstandene Kollegialität zu Nachteilen für die zu betreuenden Menschen, für das Team und letztlich auch für den betroffenen Mitarbeiter selbst führe.
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Artikel vom 09.11.2005