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Ein Wüstling der Liebe

Don Giovanni am Donnerstag im Theater

Von den 1003 Frauen, die laut Leporellos Register Don Giovanni allein in Spanien verführt hat, stehen auf der Bühne drei dem Herzensbrecher gegenüber.Foto: WB

Bad Oeynhausen (WB). Der Mythos von Don Juan oder Don Giovanni gehört wie der des Faust zur Weltgeschichte der Literatur und Volkssagen. Mit dieser Oper gastiert an diesem Donnerstag um 20 Uhr das Detmolder Landestheater im Theater im Park. Es sind noch in jeder Kategorie Karten vorhanden, wie das Staatsbad gestern mitteilte.
In der Ankündigung des Landestheaters heißt es: Don Giovanni ist die Verkörperung des Wüstlings, der die Welt, die Gesellschaftsordnung, die göttlichen Gesetze und letztendlich auch die Frauen verachtet, zu denen ihn eine unersättliche Eroberungslust hinzieht. Nie schrieb Mozart eine so offenliegende, realistische und düstere Musik, nie schuf er so rasch wechselnde, schroffe Kontraste: von der süß verströmenden Liebesarie zum Schrecken des Todes. Aus der Verschmelzung anscheinend weit auseinander klaffender Elemente entsteht diese in ihrer Vielfalt doch einheitliche Oper, die als eine der vollkommendsten Mozarts betrachtet wird.
In Mozarts »dramma giocoso«, das eigentlich über die Ebene der heiteren Buffo-Oper weit hinausreicht, wird das hemmungslose Treiben des Frauenhelden anhand eines prägnanten Handlungsgerüsts und einer geringen Personenzahl exemplarisch aufgezeigt. Von den 1003 Frauen, die laut Leporellos Register Don Giovanni allein in Spanien verführt hat, stehen auf der Bühne drei dem Herzensbrecher gegenüber. Da ist zum einen Donna Anna, die ihm, gemeinsam mit ihrem Verlobten Don Ottavio, Rache schwört, weil er ihren Vater ermordete. Zum anderen Donna Elvira, die verschmähte ehemalige Geliebte, und zuletzt das Bauernmädchen Zerlina, das den Verführungskünsten Don Giovannis trotz ihrer bevorstehenden Hochzeit mit Masetto zu erliegen droht.
Die Bestrafung für die Anmaßung des Verführers wird jedoch nicht durch die betrogenen Menschen selbst vollzogen, sondern durch den Geist des Vaters, der die Personifizierung einer höheren Weltordnung ist.

Artikel vom 09.11.2005