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Strahlung unter Grenzwerten

Experten sehen keine gesundheitlichen Risiken durch Funkturm in Holsen


Bünde (jp). Seit Monaten protestiert die Initiative »Pro Holsen« nun schon gegen einen geplanten Mobilfunkturm in ihrer Nachbarschaft an der Rödinghauser Straße. Ihre Argumentation: Von den Funkantennen ausgehende Strahlung schadet ihrer Gesundheit. Auf einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend konnten sich nun besorgte Bürger über die tatsächlichen Risiken der Mobilfunktechnologie informieren.
Im großen Sitzungssaal des Rathauses referierten Jens Göppert von T-Mobile und Dr. Martin Sonnabend, Umweltmediziner des Kreis-Gesundheitsamtes, über Hintergründe der Technologie sowie mögliche gesundheitliche Risiken. Für beide Experten stand fest, dass nach heutigem Wissenstand keine signifikante Gefahr durch Funkwellen besteht - vorausgesetzt die vorgeschriebenen Grenzwerte werden eingehalten.
»Der Kunde selbst entscheidet, wie viele Basisstationen gebaut werden«, betonte Göppert zu Beginn seines Vortrages, im dem er im Wesentlichen die Funktionsweise der Mobilkommunikation sowie das Strahlungspotential der zur Kommunikation benötigten Funkmasten erläuterte. »Bei einem Handytelefonat wird nicht, wie von vielen angenommen, das ganze Gespräch per Funk übermittelt. Nur die ersten Meter werden gefunkt, der Rest geht über Erdkabel«, erklärte er die Technik in groben Zügen. Um einen flächendeckenden Empfang gewährleisten zu können, sei daher der Bau neuer Basisstationen - eine solche ist auch in Holsen geplant - unumgänglich. Gesundheitliche Risiken entstehen für Anwohner aus Sicht des Experten dabei nicht. »Die Bundesemissionsschutzverordnung sieht für GMS- Wellen einen Grenzwert von 42 Volt pro Meter vor. Für die neue UMTS-Übertragung wurde ein Wert von 61 Volt pro Meter veranschlagt. »In der Realität liegen wir weit unter diesen Werten. In den Schattenbereichen der Funkantennen liegt die Strahlungsintensität bei etwa 1,95 Volt pro Meter, direkt am Boden ist es noch deutlich weniger.« Bei den vorgeschriebenen Grenzwerten handelt es sich nach Aussage von Göppert um von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Strahlenschutzkommission (SSK) ermittelten Werte.
Auch Dr. Martin Sonnabend unterstützte in seinem Vortrag die These Göpperts. »Vor fünf Jahren hatte ich große Bedenken gegenüber der durch Mobilfunkwellen hervorgerufenen Strahlung. Heute, nachdem viel Forschungsarbeit geleistet wurde, bin ich davon überzeugt, dass keine Gefahr durch die Strahlung besteht.« Sogar die Strahlung von Rundfunk- und Fernsehfunkwellen - von denen Menschen schon seit Jahrzehnten umgeben sind - seien deutlich höher als die von Mobilfunkmasten hervorgerufene Strahlung. Nach Ansicht des Gesundheitsexperten sei es sogar sinnvoll, möglichst viele Basisstationen zu errichten, die jeweiligen Funkzellen klein zu halten. »So wird es auch in New York gemacht. Dort sind an vielen Verkehrsschildern so genannte Repeater angebracht, kleine Basisstationen, die aufgrund der flächendeckenden Verbreitung nur mit geringer Intensität senden können. Das ist besser als die Installation von riesigen, zentralen Funkmasten, die, um den Funkverkehr zu bewältigen, mit einer deutlich höheren Leistung senden müssen, was eine höhere Strahlenbelastung zur Folge hat«, erläuterte der Experte.
Trotz der Unbedenklichkeiterklärungen beider Experten blieben auch an diesem Abend wieder viele Bürger skeptisch. Auch die vom Gesundheitsexperten gegebene Empfehlung im Umgang mit einem Mobiltelefon gab vielen Anlass zum Grübeln. »Jugendliche unter 16 Jahren sollen nur selten mit dem Handy telefonieren. Alle Gespräche sollten kurz gehalten werden. Weiter sollte das Handy erst ans Ohr gehalten werden, wenn der Empfang steht. Die SMS-Funktion des Handys ist eine Möglichkeit, den Kopfkontakt zum Gerät zu reduzieren«, erklärte der Mediziner.
Schließlich hatte es den Anschein, als seien nicht die Funkmasten die »Übeltäter«, sondern vielmehr die Mobiltelefone, die heutzutage von nahezu jedem in der Hosentasche mitgeführt werden.

Artikel vom 10.11.2005