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Uni-Blutspendedienst OWL mit
Wissenschaftspreis ausgezeichnet

Neues Produktionsverfahren für Stammzellen entwickelt


Bad Oeynhausen (WB). So genannte adulte Stammzellen stehen seit geraumer Zeit in der öffentlichen Diskussion, und die Hoffnungen, mit diesen Vielkönnern viele unterschiedliche Erkrankungen therapieren zu können, sind sehr groß. Die Entwicklung eines geschlossenen Produktionsverfahrens, mit dem Stammzellen für den Einsatz am Patienten gewonnen werden können, gelang jetzt weltweit erstmals am Uni-Blutspendedienst OWL im Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin des Herz- und Diabeteszentrums (WB vom 7. November).
Für seine hervorragenden Arbeiten auf diesem Gebiet wurde Dr. Martin Gastens auf dem Jahreskongress der Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) in Erfurt mit dem Preis für wissenschaftliche Posterpräsentationen ausgezeichnet. Die Arbeit der verantwortlichen Projektleiter Dr. Gastens und Dr. Wolfgang Prohaska wurde von einer Fachjury der Gesellschaft aus mehr als 220 nationalen und internationalen Forschungsbeiträgen ausgewählt. Die Jahrestagung der DGTI ist die größte deutsche Tagung für Transfusionsmedizin und präsentiert dem Fachpublikum die neuesten Entwicklungen im Bereich der Therapie mit Blut, Blutbestandteilen und Zellprodukten.
Adulte Stammzellen, und dabei vor allen Dingen die hämatopoetischen Stammzellen, werden mittlerweile seit Jahrzehnten weltweit therapeutisch zur Therapie bei Leukämien, aber auch bei soliden Tumoren eingesetzt. »Noch breiter anwendbar sind die so genannten mesenchymalen Stammzellen. Diese Stammzellen können sich sogar in verschiedene Gewebe umwandeln so zum Beispiel Knochen, Knorpel und auch Blutgefäße«, erklärt Dr. Gastens. Bei allen Stammzelltherapien hat sich gezeigt, dass nur eine ausreichend hohe Dosis der Stammzellen zum Therapieerfolg führt. Insgesamt würden normalerweise 500 bis 1500 Milliliter Knochenmark benötigt - ein belastender Eingriff, der für viele Patienten nicht in Betracht kommt. Als Ausweg für diese Patienten wurde mit Förderung der Ruhr-Universität Bochum am Uni-Blutspendedienst OWL ein Verfahren entwickelt, mit dem die Stammzellen aus nur etwa 50 Milliliter Knochenmark vermehrt werden.
Das neue Verfahren reichert zuerst aus dem Knochenmark der Patienten die wenigen Stammzellen an, und in einem automatisierten Prozess werden diese Zellen zum Wachstum angeregt. Nach zwölftägiger Kultivierung in Spezialmedien wird das fertige Produkt vollautomatisch gereinigt, konzentriert und intensiv auf seine Qualität überprüft. Durch dieses Verfahren ist es möglich, die Zahl funktionell aktiver Stammzellen mehr als 800-fach zu vermehren, und es steht mit den produzierten Stammzellen ein für den Patienten individuell erzeugtes Arzneimittel zur Verfügung.

Artikel vom 09.11.2005