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Immer mehr Menschen brauchen Hilfe

Delbrücker »Füllhorn« verteilt Lebensmittel und vieles mehr an bedürftige Familien

Von Silvia Scheideler
Delbrück (WV). Ein halbes Jahr nach der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe haben die Mitarbeiter vom Delbrücker »Füllhorn« gemerkt, dass die Nachfrage größer wurde. »35 Personen kamen am ersten Füllhorntag im März 2002«, erinnert sich Leonie Oelsmeier, Gründerin der Hilfsaktion. Heute kommen jeden Montag etwa 80 Personen, um sich für 50 Cent Lebensmittel zu holen. »Dahinter stehen 300 Erwachsene und Kinder, die unsere Hilfe brauchen«, betont die Ehefrau des Delbrücker Bürgermeisters.

Das »Füllhorn« sei ein expandierendes Unternehmen, sagt sie und in ihrer Stimme schwingt Bedauern über diese Entwicklung mit. Jeden Montag gibt es zwischen zwei und sechs Neuanmeldungen, die sowohl Single-Haushalte als auch elfköpfige Familien betreffen. 118 Berichtigungsausweise sind ausgestellt. Während der Anteil Deutscher und Ausländer sich bisher die Waage gehalten habe, kommen jetzt immer mehr Deutsche, bei denen das Geld nicht mehr ausreiche. Laut Leonie Oelsmeier sind 700 Delbrücker Haushalte berechtigt, das »Füllhorn«-Angebot wahrzunehmen.
Die Waren, die die 14 Ehrenmatlichen des »Füllhorns« im Rathaus-Keller (Eingang Tiefgarage) montags zwischen 15 und 16 Uhr verteilen, werden von Supermärkten, Metzgereien und anderen Geschäften gespendet. Das Engagement dieser Unternehmen sei so gut, dass das »Füllhorn« weitere Menschen versorgen könnte. Die Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, sammeln die ehrenamtlichen Männer und Frauen auf eigene Fahrtkosten ein. Lidl wird seit Oktober jeden Tag angefahren, die Montagstour führt über Wiechers (Obst, Gemüse), zu Benslips (Lebensmittel, Obst, Gemüse), zu den Metzgereien Strunz und Voß, zu Strunz (Kuchen), zu Keßler (Blumen), Marktkauf und zu Austerschmidt (Brot, Brötchen, Kuchen). In Rietberg bei Lüning bekommt das »Füllhorn« hauptsächlich Molkereiprodukte und Tiefkühlkost. Auf Abruf werden auch der Elli-Markt, der Delbrücker Schnäppchenmarkt, die RCG Salzkotten (Tierfutter) und »Das kleine Feine« angefahren. Die Familie Heinrichsrüscher unterstützt die Hilfsaktion mit Eiern, gegen die Brot- und Gemüsereste, die auch beim »Füllhorn« anfallen, gibt es drei Paletten Eier. »Und die Hühner freuen sich übers Futter«, lacht die Delbrückerin. Alle drei Wochen spendet Hanna 60 bis 80 Kilogramm Hähnchenfleisch.
»Bei uns gibt es aber nicht nur Lebensmittel, die beim Lebensunterhalt helfen«, erzählt Leonie Oelsmeier. Angeboten werden auch Kleidung, ab und zu Kinderwagen, Bücher, das Rote Kreuz stellt Kindernahrung zur Verfügung. »Es gibt auch besondere Aktionen. Vor ein paar Wochen haben wir zum Beispiel 1,2 Tonnen Speisekürbisse gespendet bekommen«, berichtet die Mitbegründerin der Hilfsaktion. Sogar ein Geburtstagskind aus Anreppen hat vor kurzem auf Geschenke verzichtet und konnte nach dem Fest 1500 Euro an die Hilfsaktion spenden.
Zum Weihnachtsfest soll an jede »Füllhorn«-Familie ein Korb mit Kaffee, Käse, Servietten oder Kerzen verteilt. Am Montag, 21. November, sollen an die bedürftigen Deko-Artikel für die Adventszeit und Spielzeug verteilt werden. Wer solche Dinge übrig hat, kann sich mit Leonie Oelsmeier (Tel.: 05250/930680) in Verbindung setzten und für das »Füllhorn«, Sonderkonferenz der Caritas, spenden.

Artikel vom 10.11.2005