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Anruf genügt - 
Glocke verstummt

Herforder stoppt Turmuhrgeläut

Herford (HK/ram). Die kleine Ortschaft Jemgum in Ostfriesland, zwischen Dollart und Ems gelegen, ist ein idyllisches Fleckchen Erde. Von hier aus suchen Urlauber im nahe gelegenen Nationalpark Wattenmeer Ruhe und Erholung. Ruhe, die nach Meinung von Johann Adams auch durch eine Kirchenglocke nicht gestört werden sollte. Der Herforder hat deshalb mit der Gemeinde eine ungewöhnliche Vereinbarung getroffen.
Der Glockenturm in Jemgum: Wenn Johann Adams (Foto) aus Herford zu Gast in dem ostfriesischen Dorf ist, schweigt die Turmuhr bei Nacht.Foto: Doris Zuidema

Wann immer er seinen Zweitwohnsitz in dem 1600 Einwohner zählenden Dorf besucht, meldet er sich bei der Kirchengemeinde vorher an, woraufhin die Küsterin die Stundenglocke der Kirchturmuhr zwischen 10 Uhr abends und 6 Uhr morgens ausschaltet.
Verlässt Johann Adams sein Haus in Jemgum Richtung Wittekindsland, hören die Einheimischen wieder stündlich das Läuten der Kirchturmuhr.
Dem jetzt gefundenen Kompromiss ging eine Auseinandersetzung mit der Gemeinde voraus. Seit Anfang der 90-er Jahre hat der Herforder einen Zweitwohnsitz im Ortskern vom Jemgum. Unerträglich empfand Johann Adams das nächtliche Gebimmel. Die Kirchturmuhr überschritt die zulässige Dezibel-Höchstgrenze. Zunächst hatte die Kirchenleitung versucht, den Schall zu dämmen. Jedoch ohne Erfolg, die Glocke »habe sehr schräg geklungen«, erläuterte Jemgums Pastor Edzard van der Laan.
Eine Zeitlang galt darum die Regelung, dass die Stundenglocke grundsätzlich nachts ausgeschaltet werden sollte. Das sorgte bei den Einheimischen für Verdruss, die den Klang der Glocke vermisst haben. Nun wurde ein Kompromiss gefunden, mit dem offenbar alle Beteiligten einverstanden sind und der bundesweit einmalig sein dürfte.

Artikel vom 09.11.2005