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Dotzauer sorgt für Peinlichkeit

Christian Caillat war Leidtragender der von Manager Dotzauer erzeugten Peinlichkeiten. Fotos: Krusche

Christian Caillat ist Reizthema

Von Christian Ciemella
Wetzlar/Lübbecke (WB). Pressekonferenzen der HSG Wetzlar können dieser Tage unterhaltsamer sein als das Spiel des Handball-Bundesligisten. Was sich am Sonntag nach der 26:28-Niederlage gegen die SG Kronau/Östringen im Presseraum der Mittelhessen Arena abspielte, war an Peinlichkeit für die Außenwirkung den hessischen Bundesligisten nicht mehr zu übertreffen. Nach der Pressekonferenz zum Spiel komplimentierte HSG-Manager Rainer Dotzauer die Gäste-Vertreter zunächst auf den Heimweg, um dann selbst noch Stellung zur Personalpolitik der HSG Wetzlar zu nehmen.

Im Raum anwesend war auch der suspendierte Rückraumspieler der Christian Caillat. Bevor es um ihn ging, verkündete Dotzauer erste Erfolge in Sachen Neuzugängen. Mit Damir Radoncic sei er sich einig, so der Manager, der hofft, den Rückraumspieler schon beim nächsten Auswärtsspiel in Delitzsch einsetzen zu können. Der mittlerweile 34-jährige gebürtige Serbe mit deutschem Pass, der von 1996 bis 2000 schon einmal das HSG-Trikot trug und laut Dotzauer »ein grün-weißes Herz hat«, steht zur Zeit noch beim italienischen Erstligisten Pallamo Secchia unter Vertrag. »Damir kann uns in der Abwehr weiterhelfen und ist auch im Angriff noch eine Alternative,« so Dotzauer, der hofft den Transfer in den nächsten Tagen als perfekt vermelden zu können. »Damir muss nur noch ein paar persönliche Dinge klären.« Radoncic soll nicht der letzte Neuzugang gewesen sein, ein weiterer Rückraumspieler soll nach Gesprächen mit Trainer Dragan Markovic folgen, »allerdings haben wir dafür noch keinen festen Termin«, so Dotzauer.
Dotzauer dementierte weiterhin die in der Presse aufgetauchten Zahlen bezüglich einer Abfindung für den ehemaligen HSG Spieler Jan Eiberg Jörgensen. Die Summe, die Jörgensen erhalten habe, liege deutlich unter den veröffentlichten 50000 Euro, so Dotzauer, der mit einem Rechenbeispiel anschließend seine Abfindungspolitik im Fall Jörgensen noch positiv für die HSG hervorhob.
Das Jörgensen mit Caillat denselben Berater hat, dessen Lizenz Dotzauer anzweifelte, dürfte die aktuelle Situation in Wetzlar nicht einfacher machen. So geht Dotzauer auch nicht davon aus, »dass wir das Thema Caillat in einer Woche abgeschlossen haben.« Als schließlich das Thema Caillat zur Sprache kam, forderte der Manager den Franzosen in rüdem Ton auf sich neben ihn und Trainer Dragan Markovic zu setzen. »Du setzt dich jetzt hier hin«, so Dotzauer zu dem Franzosen, dem der ganze Auftritt im vollbesetzten Presseraum sichtlich unangenehm war. Dotzauer, der sich schon in seinem Fazit zum Kronau Spiel einen Seitenhieb auf Caillat nicht verkneifen konnte (»Mit Caillat und seiner Leistung der letzten Wochen hätten wir heute nur noch höher verloren«), sprach nach dem Spiel genau im Gegensatz zu Trainer Dragan Markovic, der in seinem Statement zum Spiel den Franzosen als Alternative in Angriff und Abwehr vermisste.
Dotzauer teilte danach verbal kräftig gegen den Rückraumspieler aus, der zu jedem Vorwurf des HSG-Machers nur »no comment - kein Kommentar« antwortete und die Vorwürfe von Dotzauer nur kopfschüttelnd oder grinsend zur Kenntnis nahm. Der gab an, Caillat eine sechsseitige Abmahnung per Post zweimal zugestellt zu haben. »Wir haben nicht den Fehler gemacht wie Klaus Schorn bei TuSEM Essen, der Caillat eine Abmahnung per Bote überbrachte«, die der Franzose jedoch nie erhalten haben will. Caillat bestätigte, die Abmahnung erhalten und seinem Anwalt übergeben zu haben. »Ich habe davon nicht so viel Ahnung,« so der Franzose locker. Die Gründe für die Abmahnung wollten sowohl Dotzauer als auch Caillat nicht nennen, doch alleine die in den letzten Wochen oftmals schwache sportliche Leistung des Franzosen dürfte noch kein Abmahnungsgrund gewesen sein.
»Wir befinden uns in einem laufenden Verfahren«, so Dotzauer, der weiter keine Angaben machen wollte. Während es für den HSG-Manager wohl keine Rückkehr von Caillat in den Bundesligakader der HSG Wetzlar gibt, wollte sich der Franzose zu seiner sportlichen Zukunft nicht äußern. Dotzauer begründete seine Entscheidung mit dem Verhalten der Mannschaft, und plauderte pikante Internas aus. »Die Mannschaft hat sich mit 16:0 Stimmen gegen Christian ausgesprochen.« Caillat zeigte sich ebenso wie die anwesenden Pressevertreter von dieser Aussage überrascht, geht der Franzose nach eigenen Worten doch »mit der halben Mannschaft jeden Tag noch Kaffee trinken.« Dotzauer, sich nun völlig in Fahrt redend, gab das Mikro an den sichtlich überraschten Trainer Dragan Markovic weiter, der zwischen ihm und Caillat saß. »Unser Trainer war bei der Abstimmung dabei und wird es bestätigen können«, so Dotzauer, ehe Markovic nach langem Überlegen und mit zittriger Stimme, sichtlich mit der Situation überfordert, seinem Manager zustimmen musste. »Ich wollte das nie über die Presse so öffentlich austragen, aber ja, es stimmt.« Als die Pressekonferenz beendet war, wollte auch Caillat den Raum verlassen, ehe Dotzauer ihn erneut rüde ansprach. »Du bleibst hier sitzen.« - »Oui Chef«, lautete die Antwort des verdutzten Franzosen, der sich sogleich erkundigte, wie lange er denn sitzen bleiben müsse. »So lange, bis ich sage, dass du gehen kannst,« antwortete Dotzauer, der Caillat dann noch auf seine vertraglichen Pflichten hinwies, noch bis 23 Uhr mit der Mannschaft zusammen bleiben zu müssen: Jene Mannschaft, die sich angeblich vorher einstimmig gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Caillat ausgesprochen hatte.

Artikel vom 09.11.2005