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Aus Not entsteht neue Heimat

Wiedersehensfeier: Kolonisten erinnern sich an die Stadtgründung

Espelkamp (ko). »Als Vertriebene aus den Heimatländern legten unsere Eltern für uns die Saat in die verbrannte Erde. Aus unvorstellbarer Not und Verzweiflung entstand eine neue Heimat«, erinnerte sich Hedda Kleinschmidt bei der mittlerweile dritten Wiedersehensfeier der Kolonisten in Espelkamp.

Das gemütliche Beisammensein fand im »Stadtgespräch« am Bürgerhaus statt. »Wir sind wie eine große Familie aus der Not geboren«, so eine Ehemalige. Erinnerungen wurden ausgetauscht, wie beispielsweise das Schwimmen lernen im Löschteich im ehemaligen Kasino, welches als Schule diente. Aber es wurde auch geklönt. Hedda Kleinschmidt und die Ehemaligen freuten sich auch darüber, dass sich Kinder und Enkel bei der Zusammenkunft für die Geschichte interessierten.
Zudem hatte Hedda Kleinschmidt alte Zeitungsberichte und Dokumente dabei, wie ein altes Rezept vom Hausarzt, das vor der Vertreibung nicht mehr eingelöst werden konnte.
Die »Ur-Espelkamper«, so wie sie sich nennen, waren vor 60 Jahren die ersten, die den Grundstein für das heutige Espelkamp legten. Existenzen, Hab und Gut blieben in den Ostländern zurück. Die leeren Baracken der englischen Soldaten waren aufgeteilt in Wohneinheiten ohne fließendes Wasser und wurden neue Wohngrundlage, beschreibt Hedda Kleinschmidt die damalige Situation. »Das war die damalige Kolonie - Baracke 1 - 20.« Die ersten Häuser seien erst zehn Jahre nach Kriegsende entstanden.
Anlass zur dritten Wiedersehensfeier war wie vor sechs Jahren die Erinnerung an die mutigen Menschen, die aus ihrer Situation das Beste machten.
Viele der damaligen Kinder sind in Espelkamp geblieben. »Eine Stadt im Grünen entstand.Wir als Kinder haben das Erbe aufgenommen und dürfen stolz sein, auf das, was geleistet wurde«, fügte Kleinschmidt hinzu. Abschließend sagte sie bei ihrer Begrüßung: »Wir haben nicht vergessen, woher wir kamen, sind aber glücklich über das Geschaffene.
Höhepunkt des Abends war ein Dokumentations-Film mit Horst Tappert, der von der Entstehungsgeschichte der Stadt Espelkamp berichtete.

Artikel vom 09.11.2005