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Eine ganze Stadt trauert um Alina

Achtjähriges Mädchen aus Rietberg verlor gestern den Kampf gegen den Krebs

Von Meike Oblau
Rietberg (WB). Trauer und Fassungslosigkeit in Rietberg: die kleine Alina Stoltz hat den Kampf gegen den Krebs verloren. Das leukämiekranke Mädchen starb überraschend am Mittwoch in der Kinderklinik Bethel.

Bereits am Dienstag hatten die Ärzte Alinas Eltern Christiane und Dirk Stoltz eine schlimme Nachricht überbracht. Alinas Gesundheitszustand hatte sich ausgerechnet an dem Wochenende rapide verschlechtert, an dem in Rietberg die Typisierungsaktion über die Bühne ging. Noch am vergangenen Donnerstag war Alina fröhlich durch den heimischen Garten gelaufen, hatte sich für das WESTFALEN-BLATT fotografieren lassen.
Am Freitag klagte Alina bereits über Schmerzen, da aber gingen Ärzte und ihre Eltern noch davon aus, dass es sich um Nebenwirkungen eines neuen Medikamentes handelt. Am Dienstag stand fest: die Ärzte können der Achtjährigen nicht mehr helfen. Die Leukämie hatte das Endstadium erreicht, Alina litt unter starken Schmerzen, bekam Morphium. Die Mediziner gaben ihr noch vier bis sechs Wochen. Lange hatte die Grundschülerin gegen die tückische Krankheit angekämpft, dann ging alles ganz schnell. Ihre Familie war bei ihr, als sie gestern Nachmittag starb.
Vor einem Jahr, kurz vor Weihnachten, hatten die Ärzte bei Alina Leukämie diagnostiziert, lange gab es Hoffnung auf Heilung. Doch die medizinische Behandlung schlug nicht wie erhofft an. Immer wieder musste sie ins Krankenhaus, immer seltener konnte sie zur Schule gehen, wurde schließlich von ihrer Klassenlehrerin zu Hause unterrichtet. Im Oktober stand für die Ärzte fest, dass nur noch eine Knochenmark- oder Stammzellenspende helfen kann. Seit Bekanntwerden von Alinas Schicksal nahmen die Menschen in Rietberg großen Anteil. Besonders die Kollegen von Alinas Vater Dirk Stoltz von der Deutschen Post mobilisierten alle Kräfte, sammelten Spenden, organisierten eine große Typisierungsaktion und trugen während ihrer Arbeitszeit mit Genehmigung ihres Arbeitgebers zehntausende Flugblätter aus, um den Termin für die Typisierungsaktion publik zu machen. Vereine wie Viktoria Rietberg, die SG Druffel und RW Mastholte sammelten für das kranke Mädchen. Ihre Mitschüler zogen während des Kürbissonntags mit Spendendosen durch die Rathausstraße, der Schulchor, dem eigentlich auch Alina angehörte, sang für den guten Zweck. Bei Spendenaktionen wurden mehr als 100 000 Euro gesammelt, zur Typisierungsaktion am Sonntag kamen fast 2500 Menschen. Doch schon zwei Tage später stand fest, dass die Deutsche Knochenmarkspenderdatei nicht mehr nach einem passenden Spender für Alina suchen muss. Die Leukämie hatte das Endstadium erreicht, in dem auch keine Transplantation mehr hilft. In der Woche vor der Typisierungsaktion hatte die Achtjährige ihre letzten Stunden zu Hause verbracht, wirkte angesichts ihres Gesundheitszustandes munter und gut gelaunt. »Dass es so schnell gehen würde, damit hatte niemand gerechnet«, sagte Sabine Pepping, die die Typisierungsaktion mitorganisiert hatte, fassungslos. Wann die Beisetzung stattfindet, steht derzeit noch nicht fest.

Artikel vom 10.11.2005