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Nachdenken
über die Welt

Eisbär Björn ist der »Held« in den Cartoons von Bettina Pahlen aus Schwenningdorf. Seine Abenteuer hält sie mit dem Bleistift fest.

Bilder sagen oft mehr als Worte

Von Marold Osterkamp
Bünde/Rödinghausen (BZ). Der Eisbär heißt Björn, und er wandert auf großen weißen Tatzen durch die schwarz-weißen Cartoons von Bettina Pahlen (19).

Die Schülerin des Bünder Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums zeichnet schon seit vielen Jahren, Cartoons sind seit einiger Zeit ihre Leidenschaft. Die Figur des Eisbären gibt ihr die Möglichkeit, eine unterhaltsame Geschichte in Zeichnungen zu erzählen und mit einer Botschaft zu verbinden. Björn, der Eisbär, spürt die allmähliche Erwärmung seiner kalten Welt. Das Eis schmilzt und Björn wird mit Problemen konfrontiert, auf die er zwar keinen Einfluss hat, die Menschen allerdings schon.
Bettina Pahlen hat die Bewegungen eines Eisbären genau studiert, seine Mimik und seine massige Gestalt. Geholfen haben ihr bei den Studien Wissenschaftszeitungen wie National Geographic oder Filme. Vor einer Geschichte stehen zunächst Skizzen, um den besten Gesichtsausdruck, die besten Bewegungen zu finden. Eisbären sind Tiere, die Bettina Pahlen eigentlich nicht von Angesicht zu Angesicht kennt. 16 Jahre lang hat sie in Botswana im südlichen Afrika gelebt, wo ihre Eltern Klaus und Gerlinde Pahlen im missionarischen Dienst arbeiteten. Zur Familie gehört auch Bruder Christian.
In Botswana hat sie auch ihre Liebe zur Fotografie entdeckt und häufig wilde Tiere fotografiert. »Wir haben das immer unterstützt«, erzählt Vater Klaus Pahlen, Pastor der Selbstständischen Lutherischen Kirche in Schwenningdorf. »Als ich merkte, dass die Bilder gut waren, hat mich das sehr gefreut und bestärkt, weiterzumachen.«
Das zeichnerische Talent wurde in der John McKenzie-Schule in Francistown, einer der größten Städte des Landes, sehr gefördert. »Mein Lehrer dort war ein Künstler, der mich sehr unterstützt hat.« Größere Kohlezeichnungen sind entstanden, viele haben die Tierwelt im südlichen Afrika zum Thema.
16 Jahre sind eine lange Zeit, deshalb war es für die Familie gar nicht so einfach, sich im kalten Ostwestfalen einzuleben. »Das Leben ist anders, viel hektischer als in Afrika.« Die Zeichnungen von Tochter Bettina sind ruhige Momentaufnahmen. Sie experimentiert mit dem Medium, nutzt den Zeichenstift, um sich selbst etwas klar zu machen, oder »wenn ich mir im Unterricht etwas merken will.« Einen Bleistift hat sie eigentlich immer zur Hand und Ideen für Geschichten mit Björn und seinen Freunden gibt es viele. Zu seinen Freunden gehören auch Tiere, die gar nicht in seine Welt zu passen scheinen, doch auch Mäuse werden an den Veränderungen der Welt leiden. »Im Grunde dreht sich alles ums Überleben«. Die Bilder sagen oft mehr als viele Worte.
In Afrika hat Bettina Pahlen gern die Comic-Reihe »Madame und Eve« gelesen, die dort sehr populär ist. Eve ist das intelligente schwarze Dienstmädchen einer weißen Frau, die sich an die neue südafrikanische Welt nach Ende der Apartheid nicht gewöhnen kann. Eve ist ihr inzwischen überlegen und Beispiel für ein schwarzes Selbstwertgefühl. Auch diese Cartoons erzählen in wenigen Bildern eine Geschichte und regen auf vergnügliche Art und Weise zum Nachdenken an.
Farbige Cartoons hat Bettina Pahlen bisher noch nicht gezeichnet, »doch das möchte ich irgendwann schon«, sagt sie. Sie hofft, dass ihre Bildergeschichten irgendwann einmal veröffentlicht werden. »Das wäre ein schöner Erfolg für mich«.

Artikel vom 09.11.2005