09.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Doping: schwere
Körperverletzung

Franke griff auch Paderborner an

Von Klaus Zacharias
Paderborn (WV). Hart ins Gericht mit der internationalen und nationalen Sportmedizin ging Prof. Dr. Werner Franke, als er beim Theodorianerabend im vollbesetzten Hörsaal 2 der Theologischen Fakultät zum Thema »Missbrauch der Wissenschaft - Doping im Sport« referierte.

Der international renommierte Heidelberger Molekularbiologe, Leiter der Abteilung Zellbiologie im Deutschen Krebszentrum und Abiturient des Gymnasium Theodorianum von 1959, nahm bei seinen Ausführungen kein Blatt vor den Mund und nannte gerade im Doping-Bereich die Dinge beim Namen. Verheiratet ist er mit der früheren Spitzen-Leichtathletin Brigitte Berendonk, die ihn in seinem Kampf gegen das Doping nachhaltig unterstützt. Franke zeichnete zunächst die Dopingpraxis in der früheren DDR nach, wobei er über wertvolle Dokumente verfügt, nicht zuletzt auch aus den Beständen der Gauck-Behörde, die er der Paderborner Öffentlichkeit präsentierte. Dabei verwies er auf Prozesse gegen Sportfunktionäre und Mediziner, die damals in der DDR gerade jungen Mädchen schwere Doping-Mittel verabreichten, oft in einer für diese nicht erkennbaren Form. »Das ist schwere Körperverletzung und keine harmlose Angelegenheit«, resümierte Franke.
Franke warnte vor der Vorstellung, Doping habe es nur im Osten zur Steigerung der Erfolgsbilanzen gegeben. Auch bei uns seien diese Praktiken gang und gäbe. Gerade die Kraftsportarten seien besonders anfällig. So nannte er als Beispiel den Ringer Alexander Leipold, dem die Goldmedaille von Sydney nachträglich aberkannt wurde. Ebenso habe man in den USA immer wieder zu derartigen Praktiken gegriffen. Franke betonte die Gefährlichkeit dieser Mittel, deren Verabreichung nichts anderes als eine schwere Straftat und damit als kriminelle Handlung zu bewerten sei.
Auch bekannte deutsche Sportmediziner und Sportwissenschaftler wie die Professoren Keul, Liesen und Brettschneider (letztere Paderborn) griff er scharf an, weil er von ihnen Unterstützung im Kampf gegen das Doping vermisst.

Artikel vom 09.11.2005