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Das Herz nicht in die Enge treiben

Dr. Walter Schmalge warnt vor Stress - Bewegung muss Spaß machen


Dielingen (weh). »Der Mann blieb vor meiner Praxis im Auto sitzen. Er war grau im Gesicht und schweißgebadet. Aus seinen Augen blickte die nackte Angst.« Dr. Walter Schmalge, Facharzt für Allgemeinmedizin und Homöopathie, schilderte, wie ein Patient zu ihm gebracht wurde, der beim Einkaufen einen Herzinfarkt erlitten hatte. »Der Gesichtsausdruck solcher Opfer prägt sich bei mir trotz aller Routine ein. In diesem Moment lassen wir alles stehen und liegen. Die ganze Praxis kümmert sich bis zum Eintreffen des Notarztes um den Infarkt-Patienten«. Eine Verstopfung der Gefäße hatte bei diesem Mann zum Herzinfarkt geführt - eine häufige Ursache. Vorbote solcher verhängnisvollen Entwicklungen könne die »Stabile Angina Pectoris« sein. Solche Patienten seien nicht mehr so leistungsfähig. Sie klagten über Erschöpfungszustände und Brustbeschwerden bei körperlicher Anstrengung. »Legen sie eine Pause ein, sind die Symptome rasch wieder vorbei.« Beim Belastungs-EKG stelle der Hausarzt diese Veränderungen fest. Medikamente wie Betablocker und »Nitro« könnten Linderung verschaffen, aber, so Dr. Schmalge: »Der Hausarzt kann nur hinhalten. Irgendwann muss der Facharzt her.« Weitaus schlimmer sei die »Instabile Angina pectoris«, die unerwartet - manchmal sogar im Schlaf - zuschlage: »Dagegen kann man nichts machen.«
Der Westruper Arzt riet hinsichtlich der Vorbeugung von Herzkrankheiten zu den Verhaltensregeln, wie sie auch Dr. Uwe Junge (siehe Bericht links) empfahl. Der Patient, den er eingangs seines Vortrages beschrieb, hatte großes Glück. Die Notärztin gab ihm im Krankenwagen nach sorgfältiger Abwägung aller Risiken eine »Lyse«. Dieses Medikament löste den Thrombus auf - das Blut floss wieder, und somit war der Herzinfarkt sogar völlig vermieden worden. »Der Patient war Raucher. Er wog zuviel, machte anstrengende Nachtschichten und hatte in letzter Zeit viel Ärger gehabt« , so Dr. Schmalge. »Mit Hilfe der Familie stellte er dann sein Leben um. Auch seine Frau gab das Rauchen auf. Beide fingen an mit leichter sportlicher Tätigkeit. Sie betrieben das Nordic Walking.«
Bewegung, so riet der Referent, solle den Betroffenen auf jeden Fall Freude machen: »Egal, ob Sie Rad fahren, laufen oder schwimmen - sehen Sie zu, dass Sie sich wohlfühlen - auch noch nach dem Sport.« Aktivitäten an frischer Luft hätten den Vorteil, dass »Wind, Licht und das Rauschen der Blätter« zusätzlich für ein positives Gefühl sorgten. »Es gibt kein Organ, dass soviel Spaß an Bewegung hat wie das Herz. Es tanzt dann geradezu«, so Dr. Schmalge. Apropos Tanz: »Auch dies kann, vielleicht in Verbindung mit Musik, eine schöne Art der sinnvollen Bewegung sein.«
Eine große Gefahr für das Herz stelle auch der Stress dar, warnte der Westruper: »Hier gilt der Spruch: Steter Tropfen höhlt den Stein.« Vor allem negativer Stress treibe das Herz als vegetativ stark beeinflussbares Organ in die Enge. »Wer über Monate oder Jahre jeden Morgen mit einem unguten Gefühl zur Arbeit geht, lässt das Organ leiden.« Es sei auch wichtig, in der Familie für gute Stimmung zu sorgen. »Seien Sie mutig, sprechen Sie Probleme an, räumen Sie Steine weg, die im Weg liegen.«
Dr. Walter Schmalge rief die Zuhörer auch dazu auf, »wieder mehr Verantwortung zu übernehmen für unseren Körper.« Zwar sei die ärztliche Kunst weit fortgeschritten, doch bei Behandlungen und Medikamenten allein sollten es die Patienten nicht belassen: »Sie müssen ihr Verhalten ändern.«

Artikel vom 09.11.2005