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Das altes Thema im Medienzeitalter

Lippisches Landestheater zeigt eine moderne Inszenierung von Mozarts »Don Giovanni«

Detmold (mai). Mit »Don Giovanni« hat am Samstag im Lippischen Landestheater die »Oper aller Opern« Premiere gefeiert. So sah zumindest E.T.A. Hoffmann das Werk Mozarts, das 1787 in Prag seine umjubelte Uraufführung gefeiert hatte. Die Inszenierung des Intendanten Kay Metzger transportierte das tragikomische Geschehen in die heutige Medienwelt.

Das Geschehen, das in aufwändiger Kostümierung (Petra Mollérus) dargeboten wird, rankt sich um den Frauenhelden Don Giovanni (Ulf Bunde), der Donna Anna (Jutta Maria Fries) - der Tochter des Komturs - nachstellt, um sie zu verführen. Der Komtur (Vladimir Miakotine) fordert ihn daraufhin zum Duell und unterliegt. Giovanni, der eine Maske trägt, und sein Diener Leporello (Kai Günther) entkommen unerkannt in der Dunkelheit.
Donna Anna ist inzwischen ihr Verlobter Don Ottavio (Stefan Heibach) zu Hilfe geeilt; an der Leiche des Vaters schwören sie Rache. Giovanni, zu neuen Abenteuern aufgelegt, macht sich an eine weitere Schöne heran. Zu spät erkennt er, dass es seine eigene Ehefrau Donna Elvira (Caroline Melzer) ist, die er nach drei Tagen Ehe verlassen hatte. Um ihren Vorwürfen zu entgehen, macht er sich davon.
Bei einer bäuerlichen Hochzeitsgesellschaft entdeckt Giovanni ein neues Opfer, die hübsche junge Braut Zerlina (Kirsten Höner zu Siederdissen). Um ihren Bräutigam Masetto (Ki-Yong Kim) loszuwerden, lädt er die ganze Gesellschaft auf sein nahegelegenes Schloss ein, wo Masetto seine Braut dem »persönlichen Schutz« des Herren überlassen muss, der versucht, sie mit falschen Eheversprechen zu verführen.
Doch auch Elvira, Donna Anna und Don Ottavio erscheinen maskiert zu dem Fest auf Don Giovannis Schloss, um den Tod des Komturs zu rächen. Donna Anna hatte Don Giovanni als dessen Mörder erkannt, als sie ihn um Hilfe bitten wollte.
Al Leporello verkleidet will Don Giovanni inzwischen Elviras Zofe verführen, als er von einer Gruppe bewaffneter Bauern gestört wird, die sich an dem Frauenhelden rächen und ihn töten wollen. Giovanni spielt die Rolle seines eigenen Dieners so überzeugend, dass es ihm gelingt, alle fortzuschicken. Am Ende findet Don Giovanni dann doch noch den Tod, allerdings nicht durch die Hand seiner Verfolger.
Mozarts »Don Giovanni« ist im Laufe der Jahre entsprechend der gesellschaftlichen Konventionen immer wieder anders interpretiert und aufgeführt worden. Anfang des 19. Jahrhunderts war außerdem ein neues literarisches Interesse an Don Juan aufgekommen. »E.T.A. Hoffmann entdeckte seine einsame Größe und interpretierte ihn als romantischen Idealisten. Wie ein gefallener Engel eilt Don Juan von Frau zu Frau auf der Suche nach dem Unendlichen und muss dabei schmerzhaft die Kluft zwischen Sein und Bewusstsein, zwischen Liebesrausch und Liebessehnsucht erfahren«, heißt es im Programmheft des Landestheaters.
Mozarts Don-Giovanni-Musik habe diese idealistische Umdeutung des Stoffes angeregt. Sie sei als das tragende, sinnerfüllende Medium empfunden worden, in dem das Bühnengeschehen autonome Gestalt gewonnen habe und neue Dimensionen des Stoffes aufdeckte. Die Musik Mozarts, die das Orchester unter der musikalischen Leitung von Erich Wächter intoniert, ließ laut Programm »die erotische Faszination des Helden erlebbar werden und lenkte die Aufmerksamkeit auf seine unnachahmliche Verführungskunst«.
Weitere Aufführungen von Don Giovanni sind am Sonntag, 13. November, sowie am Samstag, 26. November, jeweils um 19.30 Uhr.
www.landestheater-detmold.de

Artikel vom 08.11.2005