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Aus »Elixieren des Teufels«

Literaturgottesdienst in der Auferstehungskirche

Bad Oeynhausen (WB). Ein wenig unheimlich wurde es manchem Besucher, der am Samstag im Literaturgottesdienst der Kirchengemeinde Bad Oeynhausen-Altstadt der Geschichte des Bruders Medardus zuhörte. In der fast nur von Kerzen erleuchteten Auferstehungskirche lasen sieben Mitglieder des Literaturprojektes »Meine Lebensbücher« Schlüsselstellen aus den »Elixieren des Teufels«.

E.T.A. Hoffmann beschreibt darin das Leben eines jungen Mönches, der nach dem Verlust seiner Rednergabe ein teuflisches Elixier trinkt und dadurch ein anderer wird. Immer wieder begegnet er dabei seinem geheimnisvollen Doppelgänger, der ihn bis in seine Träume mit einem teuflischen Lächeln verfolgt. Vor allem diese Passagen waren es, die manche Gänsehaut bei den zahlreichen Besuchern erzeugten.
Nicht weniger spannend war auch die Kernfrage in der Predigt »Wer bin ich?«. Pfarrer Lars Kunkel lud die zahlreichen Besucher des Gottesdienstes dazu ein, sich selbst einmal auf eine Versuchung einzulassen: »Wer wäre ich, wenn ich ein ganz anderer sein könnte?« Die Antwort auf diese Frage führe einen Menschen näher zu sich selbst, erklärte Kunkel in seiner Predigt.
Für eine Gelegenheit zum Nachdenken und Entspannen sorgten Sebastian Büscher am Saxophon und Jörn Stolting am Klavier mit ihren einfühlsam vorgetragenen Jazz-Balladen. Mit Musik, die unter die Haut geht, boten die beiden Musikstudenten eine hervorragende Ergänzung zu den gelesenen Stücken.
In Anschluss an den Gottesdienst nutzten viele Gäste die Gelegenheit, bei einem »Klostermahl« aus Wein und Schmalzbroten miteinander über die bewegenden Themen des Gottesdienstes ins Gespräch zu kommen. Abgerundet wurde das Angebot der Kirchengemeinde durch einen kleinen Flohmarkt.
Die Literaturgottesdienste werden in einem Team vorbereitet und gestaltet. Für die Zukunft sind weitere Gottesdienste dieser Art geplant, die neben traditionellen Kirchenbesuchern auch kirchenferne Menschen ansprechen sollen. Informationen zum Literaturprojekt gibt es auch im Internet.
www.meine-lebensbuecher.de

Artikel vom 08.11.2005