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Zwischen Witz und Magie

Ingo Oschmann feierte in Paderborn fast ein Heimspiel

Von Thorsten Böhner
Paderborn (WV). Gut, wenn einer weiß, wo er herkommt. Ingo Oschmann jedenfalls hat es nicht vergessen. Aus seiner ostwestfälischen Wurzeln hat der Bielefelder nie einen Hehl gemacht. Eben so wenig daraus, dass ihm eine Casting-Show den Durchbruch bescherte. Und steht er auch dazu, dass er sich einst seine Sporen als Zauberkünstler verdiente.

Um zu beweisen, dass er nichts verlernt hat, holte er sich flugs Sandra als Assistentin aus dem Publikum, demonstrierte einen Kartentrick und schlug eine gelungene Brücke zwischen Humor und Magie. Auch Einblicke in sein Innerstes gewährte der Comedian am Samstagabend in der Paderhalle. Dabei schwang er sich rhetorisch und gestikulierend gelenkig von Ast zu Ast, verdiente sich mit dem Abschreiten der Bühne Kilometergeld, hechtete ins Publikum, und »Wolfgang in den ersten Reihen« musste als Running-Gag herhalten.
Wirklich neue Themen wurden nicht angeschnitten, aber das sei ihm verziehen, wenn man bedenkt, wie viele seiner komödiantischen Artgenossen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Rückblicke auf die »Multi-sanostol«-berauschte Kindheit mit dunkelblauen Wollstrumpfhosen, antihumanitären Schalmützen und Fernsehserien à la »Daktari« durften nicht fehlen. Die Sünden seiner Jugend holen Oschmann dann spätestens beim Klassentreffen wieder ein. Leider erkennt man da nicht mehr jeden. Einerseits wegen Haarausfall, andererseits wegen Geschlechtsumwandlung.
Den Höhepunkt hob sich Ingo für kurz nach der Pause auf. Hier handelt es sich um den plastikgewordenen Alptraum eines jeden Mannes: Tupper-Partys. Dieses Geschirr muss zwangsläufig depressiv machen. Die Zuschauer therapierte Oschmann kollektiv mittels Zettelmischen, gegenseitigem Handauflegen und Toleranzbeschwörungen. Mit seinem Publikum hatte der Bielefelder ohnehin leichtes (fast Heim-)Spiel. Live kommt er jedenfalls sympathischer rüber als im TV, wo er sich manchmal zu ausgiebig über seine eigenen Witze amüsiert.
Auch an diesem Abend grinst und grunzt er zwischendurch, aber eben dosierter. Er gibt den charmanten Lausbuben, dem niemand böse sein kann, auch wenn's zwischendrin mal etwas schlüpfrig wird. Sein Humor jedenfalls hat nicht so viel Staub angesetzt wie der von der Paderhalle bereitgestellte Bühnenstuhl (»Bin ich hier der erste Künstler seit 20 Jahren?«). Am Ende durfte sich »Wolfgang« für die verbalen Seitenhiebe rächen und den Star des Abends fesseln, doch als echter Zauberkünstler löste Ingo auch dieses Problem. Obendrauf gab es noch einen Ausflug in die Tücken der Geburtsvorbereitung. Oder heißt es Schwangerschaftsvorbereitung? Wie auch immer - das Publikum tobte.

Artikel vom 09.11.2005