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Filigrane Handarbeit fasziniert Besucher

Erzgebirge im Altstadthotel zu Gast

Versmold (OH). Ob soldatisch-zuverlässiger Nussknacker, weihnachtliche Pyramide oder Baumschmuck aus Fichtenholz samt Rinde, Holzspielzeug oder Spanbaum: Dekoratives, Praktisches und Außergewöhnliches hatten die zweiten erzgebirgischen Markttage im Versmolder Altstadthotel zu bieten. Besondere Atmosphäre verlieh der Veranstaltung erneut die Möglichkeit, den Kunsthandwerkern bei ihrer filigranen Arbeit über die Schulter zu schauen.

Nicht nur traditionelle Hand- und Holzarbeit aus dem Erzgebirge, auch moderne Formen präsentierten die Kunsthandwerker ihren mehreren hundert Besuchern am Wochenende. Spezialitäten für den Gaumen und regionale Musik rundeten auch diesmal das Markttreiben im Saal des Hotels ab.
Mit viel Liebe zum Detail und in stunden-, oft sogar tagelanger Arbeit gestaltete Handwerkskunst fand die Aufmerksamkeit der Besucher. Auch nach eigenen Angaben weltweit Einzigartiges gab es zu bestaunen: Die Rindenschnitzerei Kahl präsentierte Baumschmuck und Türschilder, dekorative Kerzenständer und mehr - der Clou: Helles Fichtenholz und dunkle Rinde bleiben bei allem so verbunden, wie die Natur es hat wachsen lassen. »Die Bäume sind in mehr als 800 Metern Höhe gewachsen, das lässt sich an der engen Maserung erkennen«, erläuterte Kristin Kahl, die selbst zum Schnitzmesser griff, um die vom Großvater begonnene Kunst den Versmoldern vorzuführen.
Zum Schnitzeisen griff Jörg Bäßler. Dabei kann der Holzbildhauer auch ganz anders: »Seit einem Jahr schaffe ich mit Kettensägen auch bis zu drei Meter große Figuren.« Ob 20 Zentimeter kleiner Weihnachtsmann oder lebensgroßes Räuchermännchen - die Arbeitszeit ist identisch: »Zwei bis drei Tage arbeite ich an einer Figur.« Vom Aussuchen des Holzes - »manchmal rette ich es vor dem Ofen« - bis hin zum Bemalen der geschnitzten Figur erledigt der Holzbildhauer alles in Eigenregie.
Blickfang mit aktuellem Bezug war am Stand der Holzwerkstube von Matthias Meyer ein detailgetreuer Blick auf die Dresdener Frauenkirche samt Umfeld um 1900. »Es gibt sogar ein Bauteil, das das originale Glockengeläut und eine Predigt abspielt«, erklärte Tamara Müller. Ihr Mann zeigte derweil, wie ein Spanbaum aus einem Stück Linde entsteht. Auch hier ist Geduld gefragt, steckt schnell eine Stunde Arbeit in dem fertigen Werk.
Den »Spagat zwischen traditioneller Erzgebirgskunst und modernen Formen« zeigte Matthias Rochlitzer an seinem Stand auf. Neben Schwibbögen und Pyramiden fanden sich hier kubische Formen, reduzierte Figuren und praktische Naturrandschalen. Das von Lehrlingen hergestellte Holzspielzeug sei nur gezapft, geleimt und gesteckt, betonte Rochlitzer: »In der Holzlokomotive ist keine einzige Schraube verbaut.«
Erfolg hatte den Ausstellern, die bis zu 600 Kilometer Anreise auf sich genommen hatten, bereits am Freitagabend Bürgermeister Thorsten Klute gewünscht. »Die Markttage sind mindestens so attraktiv wie im Jahr zuvor. Einen ähnlich guten Besuch wünsche ich Ihnen auch diesmal«, sagte das Stadtoberhaupt, das selbst ein Studienjahr in Dresden verbrachte. Gute Geschäfte wünschte Altstadthotel-Geschäftsführer Karlheinz Gerlach. Er hatte die erzgebirgischen Markttage organisiert.

Artikel vom 07.11.2005