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Derby voller Hektik und Nervosität

HSG Hüllhorst dreht in den letzten zehn Minuten die Begegnung noch zum Sieg

Von Wolfgang Sprentzel
Hüllhorst/Wehe (WB). Das Altkreisderby in der Handball-Landesliga geht an die HSG Hüllhorst. Die Schützlinge von Trainer Detlef Schmitz setzten sich am Samstagabend vor rund 200 Zuschauern gegen den TuS Schwarz-Weiß Wehe mit 25:22 (10:8) durch und sind dadurch als derzeitiger Tabelllenzweiter (9:5 Punkte) zu einem der ärgsten Verfolger von Titelfavorit HSG Löhne-Obernbeck geworden.

Dagegen hat die Sieben von Coach Dieter Löffelmann durch diese Niederlage erst einmal mit jetzt 6:6-Punkten den Anschluss an die Spitze verloren.
Das Derby selbst war nicht unbedingt eine Werbung für den Handball. Nichts für Ästheten. Aber das kann man bei solchen Spielen ja sowieso nicht unbedingt verlangen. Die kompletten 60 Minuten waren geprägt von viel Hektik, von Nervosität. Beide Mannschaften konnten dies über die gesamte Spielzeit nie so recht ablegen. Schon die ersten Minuten ließen wenig Gutes erahnen. Denn die ersten drei Angriffe endeten auf beiden Seiten jeweils torlos. Fehlversuche, Ballverluste. Die Reisenchance zum 1:0 vergab Rene Schlums, als er einen Strafwurf gegen den starken Kris Fisher nicht unterbringen konnte. Überhaupt waren die eingestzten Torhüter auf beiden Seiten (Christian Laroche und Dennis Specht bei der HSG sowie Kris Fisher und Stefan Rüter bei Wehe) die wohl stärksten Akteure, die gegen die freilich oft unkonzentrierten Würfe ihrer jeweiligen Kontrahenten mehr als einmal die Oberhand behielten.
Den ersten Treffer der Begegnung erzielten nach rund fünf Minuten die Gäste. Armin Hensel verwertete einen Tempogegenstoß. Und dank Fishers Paraden hatten anfangs auch die Gäste die Oberhand, zogen auf 2:4 weg. Da aber anschließend Laroche zwischen den HSG-Pfosten schier unüberwindbar schien, die nächste 13 Minuten sein Gehäuse nahezu vernagelte (hielt unter anderem einen Strafwurf von Witting) konterten die Gastgeber mit sechs Treffern in Folge zum 8:4 (21.). Daraus wurde bis zum Seitenwechsel ein 10:8. Witting hatte es mit einem weiteren Strafwurf auf der Hand, diesen Rückstand zu verkürzen, doch scheiterte er erneut an Laroche.
Nach dem Wechsel trumpfte der Gast auf, glich beim 11:11 nicht nur aus, sondern arbeitete sich bis zur 40. Minute - die HSG fand im Angriff überhaupt nicht mehrins Spiel, erlaubte sich eine Vielzahl von technischen Fehlern - eine komfortable 17:13-Führung heraus. Beim 14:18 schien alles auf eine klare Sache für Wehe hinzudeuten, weil sich erstens Jan Sudeck ohne einwirkung des Gegners an der Wade verletzte (Muskelfaserriss?), zweitens Torhüter Laroche nach einem Kopftreffer von Armin Hensel mit Schmerzen am Ohr aus dem Spiel genommen werden musste. Die HSG-Fans ahnten wenig Gutes, hatte doch gerade Sudeck seine Farben mit seinen drei Treffern nach der Pause einigermaßen im Spiel halten können.
Doch Dennis Specht erwies sich zwischen den Pfosten ebenfalls als sicherer Zerberus, der besonders nach dem 19:19 mit zwei Glanztaten aufwartete, als er zweimal hintereinander gegen völlig frei vor seinem Kasten auftauchende Gäste-Spieler hielt. Rene Schlums nutzte dies zur erstmaligen Führung nach dem 11:10. Und jetzt zeigten die Gäste Nerven, zogen zu oft zu unvorbereitet ab, haderten freilich bisweilen auch mit den Entscheidungen der beiden Unparteiischen aus Spenge, Jan Magnus und Sven Windmann. Schwarz-Weiß Trainer Dieter Löffelmann wr mit deren Leistung in der Schlussphase überhaupt nicht zufrieden: »Die haben erst gut gepfiffen, sind dann gekippt und haben nichts mehr gesehen. Wir bekamen gegen uns Freiwürfe, Siebenmeter und Zwei-Minuten-Strafen, während sie auf der anderen Seite dieselben Fouls nicht ahndeten.«
Löffelmanns Meinung nach waren die beiden Unparteiischen daran Schuld, dass die HSG Hüllhorst aus dem 20:19 erst ein 22:19 machte und schließlich nach dem 22:20 entscheidend auf 25:20 davonziehen konnte. Die Treffer von Steffen Lohmeier und Emshoff zum 25:22 kamen zu spät, um der Begegnung noch einmal eine Wende zu verleihen.
Trainer Detlef Schmitz von der HSG analysierte nach der Partie: »Die erste Halbzeit haben wir im Angriff verpennt, haben unsere Chancen nicht genutzt und hätten leicht höher als mit 10:8 führen können. Mitte der zweiten Halbzeit sind wir völlig aus dem Tritt geraten. Aber die Mannschaft hat sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf gezogen und in den letzten zehn Minuten das Ding noch gedreht. Ich denke, wir haben letztlich verdient gewonnen, weil wir die größeren Chancen hatten, weil wir in der Abwehr gut standen und die Weher Fehler im Angriff zu Kontern genutzt haben.«

Artikel vom 07.11.2005