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Von Klaus-Peter Schillig

Haller
Aspekte

Die Bürokratie lässt grüßen


Es ist zweifellos eine gute Sache, wenn die Kirchengemeinde Halle und das Deutsche Rote Kreuz gemeinsam zum Blutspendetermin aufrufen. Der rote Lebenssaft wird angesichts großer Operationen und steigender Fallzahlen bei den Chemo-Therapien dringender denn je benötigt. Und ebenso dringend nötig ist es, neue und junge Spender zu finden. Was liegt also näher, als dahin zu gehen, wo junge Leute sind - zum »anderen Gottesdienst« beispielsweise.
Sollte organisatorisch kein Problem sein, den Blutspendebus gleich neben der Kirche zu platzieren. Der gehört schließlich das Gelände. Kein Problem? Weit gefehlt. Schon Wochen vorher beginnt das bürokratische Spießrutenlaufen - ein Hürdenrennen der besonderen Art. Mit der Genehmigung der Kirchengemeinde als Anlage geht der Antrag zum Straßenverkehrsamt beim Kreis Gütersloh.
Zugegeben, der Blutspendebus des DRK ist kein kleiner Pkw, wie sie täglich auf dem Kirchplatz herumstehen. Er muss rückwärts und mit viel Geschick über die Bahnhofstraße zwischen den Häusern hindurch manövriert werden - und er muss nachher auch, gegen die Einbahnrichtung - zurück auf die B 68 fahren. Das kann beim Kreis natürlich niemand allein entscheiden. Die Stadt Halle wird eingeschaltet, um ihren Kommentar abzugeben, auch die Polizei wird angehört, um alle möglichen Risiken abwägen zu können. Dabei haben gerade die Absprachen auf kurzem Dienstweg früher immer hervorragend geklappt, blickt Renate Pade, beim DRK in Halle für die Organisation der Blutspendetermine zuständig, etwas traurig zurück.
Sauer ist sie dagegen, weil der ganze Verwaltungsaufwand sich über mehrere Wochen hinzieht und trotz angekündigter Entscheidungen dann immer noch nichts in der Post ist. »Auf heißen Kohlen sitzen« nennt das der Volksmund und will damit ausdrücken, dass es bis zur Explosion nicht mehr weit ist. Kurz davor stand Renate Pade auch in diesem Jahr, nachdem sie schon 2004 eine ebensolche Prozedur hinter sich gebracht hatte - und dann für den guten Zweck auch noch mehr als 50 Euro Verwaltungsgebühr bezahlen sollte.
Auch diesmal half wieder nur ein Anruf in der Chefetage beim Kreis, um das Verfahren zu beschleunigen und es, getreu einer Regelung im Verwaltungsrecht, auch gratis zu bekommen. Bürokratieabbau? Bürgerfreundlich? Verfahrensbeschleunigung? Da muss sich wohl noch ein bisschen tun.

Artikel vom 05.11.2005