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23 000 Tonnen giftiger
Boden werden entsorgt

Sanierungsstart »Imsande« - Turm fällt am 17. November

Halle (abe). Aus giftigem Boden wird hochwertiges Bauland: Die Sanierungsarbeiten auf dem zehn Fußballfelder großen ehemaligen Betriebsgelände der Gerberei »Imsande« am Künsebecker Weg haben begonnen.

Bis Ende des Jahres wird das alte Gebäude abgerissen und entsorgt. Ein Großteil der Betriebsfläche ist mit giftigem Chrom verunreinigt. Deshalb werden 23 000 Tonnen belasteter Boden ausgehoben und weggeschafft.
Die Anwohner müssen Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. Denn 1000 Sattelschlepper werden bis Ende des Jahres über den Künsebecker Weg fahren, um den Boden wegzubringen, täglich 60 Touren - und zwar von 6.30 bis 17 Uhr. Fahrten am Wochenende sind bislang nicht geplant.
Der spektakulärste Moment im Rahmen des Gebäudeabrisses wird am Donnerstag, 17. November, um 10 Uhr sein. Dann wird der 35 Meter hohe Turm der ehemaligen Gerberei »Imsande« von Sprengmeister Werner Essing aus Georgsmarienhütte gesprengt.
Der Altlastensanierungsverband NRW (AAV), mit der die Stadt Halle das Projekt gemeinsam durchführt, hat die Baugesellschaft Wittfeld aus Wallenhorst mit den Abbrucharbeiten beauftragt. Die Gesamtkosten der Sanierung werden etwa eine Million Euro betragen. Die Stadt trägt sämtliche Kosten, 50 Prozent übernimmt jedoch vorerst der Altlastensanierungsverband. Wenn die Stadt ihre etwa 40 Grundstücke - weitere 60 befinden sich in Privatbesitz - verkauft hat, bekommt der AAV seinen Anteil zurück. Die Stadt rechnet mit Grundstückserlösen von zwei Millionen Euro. Bleibt unterm Strich also ein »Gewinn« von einer Million Euro.
Auf dem Imsande-Gelände werden überwiegend Einfamilien- und Doppelhäuser entstehen. Die Größen sind noch völlig flexibel. Preis: 120 bis 130 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Erschließungskosten (etwa 20 Euro pro Quadratmeter). Nach der Sanierung sollen die Erschließungsarbeiten beginnen. Im Juni können dann die ersten Häuser entstehen.
Auf der 2,2 Hektar großen Fläche sind 19 000 Tonnen Boden gering mit Chrom belastet (50 bis 600 Milligramm pro Quadratmeter). 4000 Tonnen weisen eine Belastung auf, die höher als 600 Milligramm ist. Die höchsten Werte haben die Experten im Bereich der Teiche vorgefunden (3000 Milligramm). Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann und die ausführenden Firmen betonten ausdrücklich, dass der gesamte Bereich vollständig saniert und es regelmäßig Sanierungskontrollproben geben wird. Ziel ist eine Belastung von 50 Milligramm Chrom pro Quadratmeter.
Die Ursachen der Bodenbelastung: In der um 1900 errichteten Gerberei wurden seit den 30-er Jahren chromhaltige Gerbstoffe eingesetzt. Sie gerieten ab Mitte der 60-er Jahre in den Boden.

Artikel vom 05.11.2005