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Jack Lemmon

»Experten wissen, was kommt, und sagen hinterher, warum es nicht so gekommen ist.«

Leitartikel
Wohlfeile Warnungen

»Experten« gibt's wie Sand am Meer


Von Rolf Dressler
Wieder einmal müsste man aus aktuellem Anlass eine Probe aufs Exempel machen. Aufgabenstellung: Warum eigentlich können sogenannte Experten sich allenthalben zu Experten für dies und das erheben, ohne dass jemand die Frage stellt, worauf sich die oftmals skurrilen und inhaltsleeren Experten-Weisheiten stützen, mit denen sie vor Kameras und Mikrofonen aufwarten.
Kurzum, wer dem Laien-Publikum als »Experte« angedient wird, läuft kaum Gefahr, vom Sockel gekippt zu werden. Neuerdings beglücken uns nun sogar auch ominöse »Experten«, die Land und Leute bedenkenschwer vor »französischen Verhältnissen« wie in den »Problembezirken«, ja, »Gettos« der dortigen Vor- städte warnen. Nur, an wen konkret richten sich solche Aufrufe? An uns, die hiesigen Bürger? An die Politik allgemein? An die Verantwortungsträger und Volksvertreter in Regierungen und Parlamenten von Berlin bis hinunter in die Stadt- und Gemeinderäte?
Und vor allem: Wer von all de- nen soll nun plötzlich welche Vorkehrungen treffen, um Schlimmeres auch hier in Deutschland abzuwenden und möglichst auf Dauer zu verhindern?
Derlei »Experten«-Mahnungen, Warnungen und Forderungen sind wohlfeil, wenngleich durchaus nicht immer honorarfrei. Im Wettstreit der Medien werden sie teils üppig entlohnt. Viele von ih- nen sind Wortführer der Multikulti-Bewegten. Lautstark verlangen sie ein weltoffenes Deutschland (das freilich, für jedermann erlebbar, längst existiert!). Staat und Gesellschaft müssten Zuwanderern Tür und Tor weit öffnen und sie aktiv integrieren usw.
Der Haken war und ist aber bis heute: Sobald sich die Politik anschickt, die Zuwanderung so wirksam zu steuern, dass sie wirtschaftlich, sozial und kulturell nicht nur zu verkraften, sondern dem Ganzen zuträglich und beiderseits von bleibendem Nutzen ist, bricht Protest auch aus jenen schillernd bunten »Experten«-Kreisen los. Gerade Deutschland dürfe keinesfalls dazu beitragen, eine Abwehr- und Abschottungs-»Festung Europa« zu errichten.
Derweil wirken gerade auch in Deutschland geschickte Desinformation, Verklärung und Tabuisierung der Absichten des Welt-Islam. Dieser sei »in seinem Grundwesen friedlich«, so wird es der Öffentlichkeit multikulti-korrekt vorgegeben. Dialog und Toleranz müssten walten, bedeutet man den zunehmend orientierungslosen und daher formbaren Massenmenschen.
Der überprüfungsoffene Wissensfluss ist zwar keine Garantie für Wahrheit, aber die Verweigerung kritischer Überprüfung führt unter Garantie zu gefährlicher Unwahrheit, schrieb kürzlich der angesehene Orientalist, Buchautor und Mitverfasser der internationalen »Enzyklopädie des Islam«. Hans-Peter Raddatz.
Obwohl seine Arbeiten über den Islam als anerkannt seriös-fundiert gelten, drohten ihm Islamisten im Internet unlängst gar den Tod an. Dazu jedoch hört man von Deutschlands »Experten«-Schar bislang kein Wort.

Artikel vom 08.11.2005